Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat die Kreditbewertung Italiens von „BBB+“ auf „BBB“ gesenkt: Begründung: schwache Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung. Die S&P hat den Ausblick auf „negativ“ gesetzt. Die Analysten gehen von einer Schrumpfung der italienischen Wirtschaft um 1,9% in diesem Jahr aus.
Eine weitere Begründung für die Herabstufung des
Länder-Ratings deutet auf die Störung der geldpolitischen Transmission hin: Das
Problem, dass italienische Unternehmen für Kredite höhere Zinsen zahlen müssen
als andere Unternehmen im Kern der Eurozone.
Die Risikoaufschläge (spreads)
an der Peripherie haben sich seit der Vorstellung des OMT-Programms (geldpolitische
Outright-Geschäfte) in der Tat zurückgebildet, wie in der Abbildung schön zu
sehen ist. Dennoch bleiben die Kreditzinsen für Unternehmen aus dem
Nicht-Finanz-Sektor in der Peripherie höher als im Kern der Eurozone.
Risikoaufschläge für Staatsanleihen (Italien-Deutschland
sowie Spanien-Deutschland) und Verlauf der Refinanzierungskosten, Graph: Morgan Stanley
Wenn die Ratingagenturen das Augenmerk von jetzt an mehr auf
die Fragmentierung (d.h. die
Refinanzierungskosten der Banken entwickeln sich in den einzelnen Ländern
unterschiedlich) richten würden, würde die EZB unter mehr Druck geraten,
weitere akkommodierende geldpolitische Massnahmen zu treffen.
Die EZB ist wie
ein Hund, der bellt, aber nicht beisst. Die Geldpolitik greift nicht ganz, da die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Notwendig ist daher eine expansive
Fiskalpolitik, die aber in der EU aus ideologischen Gründen (Treasury View) verpönt ist.
Ein Verlust von Vertrauen in den Markt entfesselt eine sich selbsterfüllende Spirale, die ein Land zum Default treiben kann. Default (1) kommt in
der EWU nicht infrage, weil die Staatsanleihen zumeist im Bestand der Banken
liegen. Die Staatsanleihen bekommen nämlich eine Risikogewichtung von null, d.h. dass
sie als ausfallsicher gelten, was die Banken erfreut, weil sie die Staatspapiere
nicht mit Eigenkapital hinterlegen müssen. Eine Währungsabwertung (2) ist
in der EWU auch nicht möglich, weil alle Länder den Euro als
Gemeinschaftswährung teilen. Inflation (3) ist kein Thema, weil die EZB einzig
die Aufgabe hat, Inflation zu verhindern. Was als letzte Option übrig bleibt,
ist internal devaluation (4) (d.h. interne Abwertung): Die Anpassung soll über eine Senkung von Preisen und Kosten (d.h. v.a. Löhne) erfolgen. In
einem tiefen Abschwung wird also eine harsche Austeritätspolitik durchgeführt, und zwar mit schweren Folgen für die Menschen. Der Hund beisst sich in den Schwanz.
Die EZB glaubt weiterhin an die Selbstheilungskräfte der
Märkte und denkt, dass alle in der Eurozone durchs Sparen wachsen können, was
nicht anderes bedeutet, als dem Trugschluss der Verallgemeinerung (fallacy of
composition) zu unterliegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen