Das Wort der Stunde in der amerikanischen Blogosphäre ist “derp”. Der Begriff beschreibt eine bestimmte Art von einer allzu verbreiteten Haltung in der wirtschaftlichen Debatte.
Noah Smith legt es etwas euphemistisch als „konstant, repetitive Wiederholung von starken Prioritäten“ dar.
Josh Barro hat es benutzt, um das konservative Grossmaul Erich Erickson zu beschreiben.
Paul Krugman schildert es so, dass man eine Position einnimmt und sich weigert, egal, wie die Beweislage ist, sie aufzugeben, auch wenn die Position von der Wahrheit als falsch widerlegt wird. Es sind v.a. Leute, die daran festhalten, dass sie die Wahrheit besitzen, obwohl sie damit wieder und wieder falsch liegen.
Die Urban Dictionary schreibt dazu, dass es sich dabei um unwissende Kommentare
oder Handlungen handelt. Es hat wahrscheinlich auch mit dem Auftreten von Mr.
Derp in den South Park Folgen zu tun.
Die beliebtesten Themen um „derp“ herum sind v.a. Inflation,
Deficit Spending und die Ausweitung der Fed-Bilanz. Es gibt verschiedene Arten
von „derp“, wie Matt O’Brien sie dokumentiert.
Krugman schlägt jedoch einen geographischen Metapher vor: Derpistan,
und zwar mit drei Teilen. Inner-Derpistan, das Mittlere Derpistan und
Aussen-Derpistan.
Die meisten Bewohner leben im Mittleren Derpistan.
Kultivierung erfolgt mit ein paar Instrumenten aus dem ökonomischen Lehrbuch: „Geld-Drucken
verursacht Inflation und Haushaltsdefizit führt zu einem Anstieg der Zinsen.
Es ist wie in den 1970er Jahren".
Es hat sich aber herausgestellt, dass es nicht so ein guter
Ort ist, um sich niederzulassen. Einige Ökonomen mit Weitsicht haben inzwischen
mehrfach versucht, sie zu warnen, dass die Dinge nicht so einfach sind, wenn
die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Doch haben sie nicht
hingehört. Die Inflation steigt nicht. Die Zinsen schiessen nicht durch die
Decke.
Trotzdem weigern sich manche, wegzuziehen wie z.B. Michael Kinsley. Einige haben jedoch,
wie z.B. Larry Kudlow, ihre
Habseiligkeiten gepackt und Derpistan verlassen. Die meisten sind aber nicht
weit gekommen.
Manche sind ins Ausser Derpistan umgezogen, ein Land
der geistigen Barbarei, schildert Krugman weiter: Hier leben Erick Erickson und Niall Ferguson, die erklären, dass wir wirklich ein
Inflationsproblem haben.
Die grösste Migration gab es aber im Inner Derpistan,
der Region die an die zivilisierte Welt grenzt. Prominente Einwohner sind EIB, Martin Feldstein usw.
Einige davon sehen nun ein, dass ihre Prognosen im Hinblick
auf die Inflation fehlgeschlagen sind. Nun reden sie stattdessen von
finanzieller Stabilität. Sie haben aber Derpistan nicht verlassen, weil sie
immer noch nach Zinserhöhung und nach Beendigung der mengenmässigen Lockerung
der Geldpolitik rufen, obwohl sie sich damit völlig verschätzt haben.
Und gerade diese Leute bereiten Krugman Sorgen: Die
Flüchtlinge des Aussen Derpistan sind die traurigen Fälle. Aber sie
haben keinen wirklichen Einfluss. Die Einwohner des Inner Derpistan sind
die Barbaren vor den Toren, die schon immer einen unheilvollen Einfluss auf die
Politik hatten.
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