Montag, 6. Dezember 2010

Kann ein Freihandelsabkommen die wirtschaftliche Erholung vorantreiben?

Die USA und Südkorea haben nach dreijährigen Verhandlungen ein Freihandelsabkommen geschlossen. Die Zölle sollen in den nächsten 5 Jahren zwischen den beiden Ländern weitgehend abgebaut werden. Während Hoffnungen auf eine nützliche Fiskalpolitik mittlerweile wegen des politischen Widerstands seitens der Republikaner und vieler Mainstream-Ökonomen ins Leere laufen, wird in den vergangenen Tagen im allgemeinen immer öfters das Argument vorgetragen, dass der Handel die Erholung der Wirtschaft vorantreiben werde. Das Freihandelsabkommen mit Südkorea würde dabei als eine Form der Makro-Politik dienen. Was ist davon zu halten? „Das makroökonomische Problem ist unzureichende Investitionen in Waren und Dienstleistungen“, hält Paul Krugman in seinem Blog fest. Das ist definiert durch die Gleichung:

Y = C + I + G + X – M

C=Konsum, I=Investitionen, G=Staatsausgaben, X=Ausfuhren, M=Einfuhren und Y=Wirtschaftsleistung (BIP). Das Handelsabkommen erhöht X, aber auch M, erklärt Krugman. Das heisst, dass sie sich im Durchschnitt gegenseitig aufwischen.

Aus diesem Grund sind die Argumente, dass das Smoot-Hawley-Tarif (1930) die Grosse Depression verursacht hat, Unsinn, hebt Krugman hervor. Ja, der Protektionismus hat nicht nur die weltweiten Exporte reduziert, sondern auch die Importe um den gleichen Betrag. „Das ist ein Fall für den freien Handel, der die Weltwirtschaft effizienter machen kann, aber nichts dafür tut, dass die Nachfrage steigt“, so Krugman. Es gibt sogar ein Argument für den Effekt, dass der erhöhte Handel die US-Beschäftigung im aktuellen Zusammenhang reduziert: „Wenn die Jobs, die wir gewinnen, von mehr Wertschöpfung pro Arbeitnehmer sind, während die Jobs, die wir verlieren, von weniger Wertschöpfung pro Arbeitnehmer sind. Und die Ausgaben bleiben gleich. Das heisst dasselbe BIP, aber weniger Jobs“, legt Krugman weiter dar.

Wenn Sie eine Handelspolitik wollen, welche der Beschäftigung hilft, muss sie eine Politik sein, die andere Länder veranlasst, höhere Defizite oder geringere Überschüsse einzufahren. Ein Ausgleichszoll auf chinesische Ausfuhren würde Arbeitsplätze schaffen, ein Handelsabkommen mit Korea nicht, erläutert Krugman. Wenn man ein Handelsabkommen mit Korea will, dann ist OK, aber man soll daraus keine Tugend machen, die es nicht gibt, so der Nobelpreisträger als Fazit.

2 Kommentare:

endless.good.news hat gesagt…

Wenn es sich um so einfache Zusammenhänge handelt frage ich mich, warum so viele Ökonomen den Weg des Freihandels als Heilslösung predigen? Für mich klingt die Argumentation von Krugman plausibel, aber man muss sie sie aus einem anderen Blickwinkel sehen können. Wenn nicht kann ja nur der Glaube eine Rolle spielen.

Anonym hat gesagt…

Ich denke, Krugman argumentiert so: Es ist egal, ob alle Staaten oder keiner Einfuhrzölle erhebt, weil sich dies, wie er sagt, über X und M gerade wieder rauskürzt. Aber wenn nur einzelne Staaten diese Zölle haben, dann bereichern sie sich auf Kosten der Staaten, die keine haben. Denn dann wird nämlich bei den Zollstaaten M kleiner, aber X bleibt gleich - Y wird also größer. Deshalb ist Freihandel wohl grundsätzlich die beste Lösung. JMD