„Das wahre Problem Europas ist nicht, dass Spanien oder Irland stark verschuldet sind oder das in den Bilanzen der Banken im übrigen Europa zu viele spanische oder irische Schuldtitel stecken. Das wahre Problem ist, dass Europa nicht jene EU-weiten Instititionen geschaffen hat, die ein integrierte Finanzmarkt erfordert“, schreibt Dani Rodrik in einem lesenswerten Essay („Thinking the Unthinkable in Europe“) in Projeckt Syndicate. Eine Währungsunion zwischen Demokratien ohne eine politische Union ist unmöglich, bemerkt der an der Harvard University Political Economy lehrende Professor. Er hält es für schwer, dass Irland und die südeuropäischen Länder ihre Schuldenlast verringern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften deutlich erhöhen können. „Die Vorstellung, dass Struktur und Arbeitsmarktreformen zu schnellerem Wachstum führen würden, ist reine Illusion. Daher ist die Notwendigkeit einer Restrukturierung der Schulden eine unvermeidliche Realität“, hält Rodrik fest.
Auch Wolfgang Münchau argumentiert in seinem wahrscheinlich besten Kommentar („Gründet die Anti-Euro-Partei“) in diesem Jahr in FTD, dass eine Umstrukturierung der Schulden unumgänglich ist. Er vertritt die Meinung, dass man die Schulden sowohl in Griechenland als auch in Irland selbst bei einem rasanten Abbau der Staatsausgaben nicht in den Griff bekommt. „Das Problem in diesen Ländern ist, dass die Kombination aus extremem Sparen und realer Abwertung durch Lohn- und Preissenkung zu einer Schuldendeflation (debt-deflation) führt, was bedeutet, dass der reale Schuldenwert steigt. Das war eine der wichtigsten Lehren der „Grossen Depression“, dass die Debt-Deflation eine giftige Abwärtsspirale auslöst. Münchau legt zudem dar, dass der Anti-Euro-Populismus des ehem. BDI-Chefs Hans-Olaf Henkel gut zum Anti-Ausländer-Populismus von Thilo Sarrazin, dem ehem. Bundesbanker passt. Er rät den beiden Rechtspopulisten „eine Partei zu gründen: für ein Deutschland mit deutscher Währung, nur für Deutsche“. Nicht weil er die Partei unterstütze, sondern weil das Profil des Gegners damit klarer zum Ausdruck kommt, so Münchau.
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