Mittwoch, 8. Dezember 2010

Island: Ein Fall-Beispiel für die EU-Zone?

Island (300'000 Einwohner) kommt im dritten Quartal aus der Rezession. Die gestern vorgelegten offiziellen Zahlen zeigen, dass die isländische Wirtschaft erstmals seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahre 2008 gewachsen ist. Das BIP ist zwischen Juli und September um 1,2% gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Wie Griechenland und Irland hat auch Island eine Reihe von Sparmassnahmen beschlossen, aber es hat im Gegensatz zu den genannten EU-Mitgliedsländern (1) die privaten Banken nicht gerettet, und (2) zugelassen, dass die Landeswährung sich abgewertet hat. Die isländische Krone hat seit Beginn des Jahres 2008 gegen den US-Dollar um rund 46% an Wert verloren.  Island hat die drei grössten Banken des Landes im Oktober 2008 verstaatlicht. Die Ausgaben für Einzelhandel schrumpfen nach wie vor, aber die Ausfuhren legen zu, berichtet Arsaell Valfells, Wirtschaftsprofessor an der University of Iceland.

Island BIP (Beiträge der BIP-Komponente zum Wirtschaftswachstum), Graph: Sedlabanki Islands, 2010

Valfells ist der Meinung, dass Island eine Lehre für die Euro-Zone biete: „Wenn Sie durch eine Bubble-Ökonomie durchgehen, müssen sie die Wirtschaft korrigieren. Die Antwort ist nicht die Umwandlung der privaten Schulden in öffentliche Schulden, sondern Umstrukturierung der Schulden auf das Niveau der Vermögenswerte“. Der Umschuldungsprozess und die äusserst schwachen Investitionen (-5,6%) dürften aber noch auf dem Wirtschaftswachstum lasten. Das Land erhielt vom IWF eine Finanzhilfe in Höhe von 2,1 Mrd. $.

Das isländische BIP ist annualisiert um 2,1% geschrumpft. In den ersten neun Monaten des Jahres ist die Wirtschaftsleistung des Landes um 5,5% zurückgegangen. Im III. Quartal ist das BIP jedoch im Vergleich zum Vorquartal um 1,2% gewachsen. Paul Krugman führt diese Entwicklung in  seinem Blog auf die Magie des Default (Zahlungsverzug) und die Abwertung zurück. Island sei im Vergleich zu Irland, Lettland und Estland besser dran, obwohl es an der übermässigen Peripherie (mit Irland, Lettland und Estland) bei weitem die grössten Exzesse produziert hat, mit einem völlig lächerlichen Aufbau an Schulden. Was Krugman für bemerkenswert hält, ist, dass die seit drei Jahren anhaltende Krise letztendlich die politische Hand von Hard-Money, d.h. die austerity-imponierende Orthodoxie verstärkt hat, obwohl die Realität zeigt, dass die Heterodoxie in der Praxis besser funktioniert hat.



Island Inflation (2001, Jan. -2010, Sept.), Graph: Sedlabanki Islands, 2010


PS: Die isländische Zentralbank (sedlabanki) hat heute die Leitzinsen gesenkt. Der Tagesgeldausleihsatz (overnight lending rate) wurde um 1,5% auf 5,5% reduziert.

Keine Kommentare: