Die EZB hat am Donnerstag in Frankfurt angekündigt, dass sie ihr Grundkapital um 5 Mrd. Euro von 5,76 Mrd. Euro auf 10,76 Mrd. Euro erhöhen will. Das Geld wird von den einzelnen nationalen Notenbanken (16 Euro-Länder und die weiteren 11 Euro-Länder, die den Euro bisher nicht eingeführt haben) aufgebracht. Die Einzahlungen sollen auf drei Jahre verteilt werden. Die erste Rate wird am 29. Dezember fällig. Warum stockt die EZB ihr Grundkapital auf? Befürchtet die EZB Verluste aus dem Kauf von Staatsanleihen? Die EZB hat seit Mai rund 72 Mrd. Euro für griechische, portugische, irische und spanische Staatspapiere ausgegeben. Die EZB begründet die Kapitalerhöhung mit der erhöhten Schwankungsanfälligkeit der Devisenkurse, der Zinssätze, des Goldpreises und mit dem Kreditrisiko. Das zusätzliche Kapital soll also Risikovorsorge stärken.
Während die Bilanzsumme der EZB sich auf 138 Mrd. Euro beläuft, sieht es so aus, als ob ein relativ kleiner Verlust (durch Zahlungsausfall oder Umschuldung) bei einem Grundkapital von 5,76 Mrd. Euro die dünne Kapitalbasis ausmerzen würde. Die Bilanzsumme des Euro-Systems hingegen beträgt 1'850 Mrd. Euro. Das Grundkapital verbucht einen Wert von 73 Mrd. Euro.
Im Gegensatz zu Geschäftsbanken können die Notenbanken nicht pleitegehen. Die Zentralbanken können mit negativem Eigenkapital (negative equity; wenn Verbindlichkeiten das Vermögen übersteigen) operieren. Die akademischen Papers machen allerdings geltend, dass ein negatives Eigenkapital die Kreditwürdigkeit der Notenbanken schmälert, wie das Team der Nomura Bank für europäische Zinsmärkte beschreibt. Und dies gilt insbesondere dann, wenn unkonventionelle Massnahmen getroffen werden. Die Seignorage-Einnahmen sind nicht mehr, was sie einmal waren, bemerken die Analysten. Sie halten deswegen den Zeitpunkt und die Art der Ankündigung zur Kapitalaufstockung für ein wenig überraschend. Das Eurosystem, (EZB + alle nationalen Zentralbanken) hat laut FT Alphaville in den Jahren 2007 und 2008 135 Mrd. Euro an Seignorage (Münzgewinn, d.h. Nettoertrag aus der Emission von Bargeld) erwirtschaftet.
Was die Kapitalerhöhung durch die EZB genau bedeutet, bleibt etwas ungewiss. Während die EZB sich aber dadurch Vermögenswerte aus den nationalen Zentralbanken in die eigene Bilanz übertragen lässt, steht fest, dass die Kapitalerhöhung den Weg für weitere unkonventionelle Massnahmen ebnen kann.
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