Zur Erinnerung (I): Ben Bernanke, Vorsitzender der amerikanischen Notenbank (Fed) hat im CBS-Interview (60 Minutes) am 5. Dezember gesagt, dass die Fed nicht Geld druckt:
„One myth that’s out there is that what we’re doing is printing money. We are not printing money. The amount of currency in circulation is not changing”
so Fed-Chef. Andy Harless befasst sich in einem Eintrag in seinem Blog mit der Frage, was “printing money” bedeutet. Er sei zunächst verdutzt gewesen, als er hörte, dass QEII kein „Geld drucken“ darstelle. Offenbar handelt es sich dabei nicht um „Geld drucken“. Aber niemand benutzt diese Redewendung wörtlich. Wenn aber die Schaffung von Bankreserven nicht „Geld drucken“ ist, was ist es dann?, bemerkt der Ökonom. Sein erster Gedanke sei gewesen, dass Bernanke vielleicht meine, dass der Anstieg der Notenbankgeldmenge (base money) nicht zu einem Anstieg der Bankeinlagen (bank deposits) führen werde. Aber wenn das der Fall ist, warum soll die Fed es tun?
Es ist schwer vorstellbar, dass QEII wirksam wäre, ohne dass die Bank Deposits (Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank) zulegen. Klar; sie dürften nicht via Lehrbuch Geldmultiplikator zunehmen, da die Mindestreservepflicht (reserve requirements) zur Zeit nicht verbindlich ist und Reservesätze (reserve ratios) voraussichtlich nicht stabil bleiben werden, erläutert Harless. Es gibt aber einen Vorwand: Die US-Notenbank erhöht Bankreserven und hofft, dass die Massnahme über welches Verfahren auch immer zu einem Anstieg der Bank Deposits (Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) führen wird. Wie ist das aber nicht „Geld drucken“?, fragt Harless weiter.
Zur Erinnerung (II): Mit Bezug auf QEI hatte Bernanke im Wesentlichen bestätigt, dass die Fed „Geld druckt“. Siehe in The Daily Show with Jon Stewart.
Daraus folgt, dass Bernankes Aussagen nicht widersprüchlich sind. Das Problem ist, dass die Definition des Wortes „Geld“ nicht so eindeutig ist wie es scheint, fasst Harless zusammen. Er argumentiert, dass das gesamte „Konzept des Geldes“ nicht mehr sinnvoll ist (zumindest für die Ökonomen) in einer Welt, in der die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank verzinst werden und die Leute ihre Rechnungen mit Kreditkarten und Schecks zahlen. Die Fed hat 2008 begonnen, die Guthaben der Geschäftsbanken, welche bei der Zentralbank hinterlegt werden, zu verzinsen. Wenn die Guthaben der Banken von der Zentralbank verzinst werden, dann sind sie kein Geld, weil man die Zinsen nicht aufgeben muss, um die Guthaben zu halten. Aber sicherlich handelt es sich dabei um Geld, weil die Geldpolitik in erster Linie aus der Manipulation der Menge der Bankreserven (bank reserves) besteht, beschreibt Harless. Er nennt dies „epistemologisches Scheitern“.
Sind aber Bankreserven Geld oder nicht? Harless kennt die Antwort darauf nicht, aber er gibt etwas zum Nachdenken mit: Was ist der Unterschied zwischen Bankrücklagen und Staatsanleihen. Beide sind verzinst. Beide sind schliesslich Obligationen der Regierung: Die Verzinsung der Bankreserven stammt aus dem Gewinn der Fed, welcher ansonsten in die Staatskasse (zum Schatzamt) gehen würde. Staatsanleihen werden zurückbezahlt, während Bankreserven nicht zurückbezahlt werden. Aber es gibt kaum eine Bereitschaft der Banken, Reserven zu halten. Wenn die Banken (oder die Kunden) stattdessen Cash wollten, könnten die Reserven also an die Banken oder Bankkunden zurückbezahlt werden. Es gibt daher keinen realen Unterschied. Die Staatsanleihen haben eine bestimmte Laufzeit, von Null bis 30 Jahren. Die Bankreserven haben keine Laufzeit. Aber auch hier gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied, da die Bankresreserven einen speziellen Fall darstellen. Bankreserven können zu Mindestreserveanforderungen gezählt werden. Die US-Treasury Bonds nicht. Was ist aber dieser Unterschied schon?
Fazit:
Was ist QEII? Es ist ein Austausch von Bankreserven in US-Staatsanleihen mit längerer Laufzeit: Beide Formen sind Staatsschulden. Der einzige wesentliche Unterschied ist die Laufzeit. QEII ist daher nicht in jedem wichtigen Sinne „Geld drucken“, sondern lediglich eine Umstrukturierung der Staatsschulden.
Was ist QEI? Es war weitgehend ein Austausch von Bankreserven in Vermögenswerte des Privatsektors, im Wesentlichen eine Übernahme der privaten Schulden durch die öffentliche Hand. Wichtig: QEI schliesst das „Drucken“ von einer erheblichen Menge an öffentlichen Schulden, welche sonst nicht existiert hätten, ein. Die Staatsverschuldung wird zum „Geld“, anders als man denkt. Anstatt also eine ganze Erklärung dafür zu liefern, warum Bankreserven wirklich Staatsschulden darstellen, ist die einfache und inhaltlich korrekte Weg, QEI zu erklären: dass es „money printing“ im Austausch für die Vermögenswerte des Privatsektors konstitutiert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen