Mittwoch, 8. Dezember 2010

Obamas „Gürtel-enger-schnallen“-Plan hilft der Wirtschaft nicht

Mark Thoma argumentiert in einem lesenswerten Essay („Obama’s Belt-Tightening Plan Won’t Help the Economy“) in The Fiscal Times, dass „wir zu Vollbeschäftigung wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht zurückkehren können“ und „wenn wir klug wären, würden wir inzwischen den Vorteil brachliegender Ressourcen nutzen, um die Weichen für ein robustes Wachstum zu stellen“. Thoma vertritt ausserdem die Meinung, dass Obamas Sparkurs kontraproduktiv ist, wenn die "Gürtel-enger-schnallen"-Pläne umgesetzt werden sollten. Der Artikel war jedoch vor der Bekanntgabe des Steuer-Deals verfasst worden, als Reaktion auf Obamas Vorschläge mit Bezug auf einen Lohnstopp auf Bundesebene und die Fiscal Commission. Der Steuer-Deal dürfte den Defizit-Abbau vorübergehend aufhalten. Der Druck zum Abbau des Haushaltsdefizits ist jedoch politisch nicht zu Ende gegangen und es besteht die Gefahr eines verfrühten Austerity-Kurses, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Die Beschäftigung wird nicht beginnen, robust zu wachsen, bis das BIP beginnt, mehr zu wachsen als es heute der Fall ist. Es ist daher sinnvoll, sich zu fragen, welche BIP-Komponente (Verbrauch, Investitionen, Staatsausgaben oder Netto-Exporte) am ehesten uns aus der Rezession führen, erklärt Thoma.

Konsum- und Investitionsausgaben sind durch Einkommenseinbuse bedingt durch die Rezession gehemmt: Besorgnisse über Berufsaussichten, Verlust von Pensionierung, Ersparnisse in Sachen Bildung und die Unsicherheit über das künftige Wirtschaftswachsrum müssen ersetzt werden. Haushalte und Unternehmen werden auf den Zug springen, wenn die Bedingungen sich verbessert haben, aber sie werden nicht diejenigen sein, die den Wagen zu rollen bringen. Netto-Exporte sind eine Möglichkeit, aber die Anzeichen auf Probleme unter der Oberfläche in den Entwicklungsländern und in China sowie die Schulden-Problematik in Europa machen es unwahrscheinlich, dass die Ausfuhren so schnell wie nötig steigen würden. Was übrig bleibt, sind Staatsausgaben, legt Thoma dar. Auf lange Sicht muss der private Sektor die Führung übernehmen, wenn es um die Ankurbelung der Wirtschaft geht. Allerdings kann die Staatshilfe dazu beitragen, schneller aus der Rezession zu kommen, und die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Bedingungen für ein robustes Wachstum des privaten Sektors bereitstellen, wenn erst einmal die Dinge sich normalisieren.

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