Montag, 16. Dezember 2013

Warum Ungleichheit von Bedeutung ist

Steigende Ungleichheit ist kein neues Problem. Aber die Politiker, eingeschüchtert durch die „Klassenkampf“-Rufe, haben sich davon zurückgehalten, um aus der ständig wachsenden Kluft zwischen den Reichen und dem Rest ein grosses Problem darzustellen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Why Inequality Matters“) am Montag in NYTimes.

Das dürfte sich jetzt ändern. Die Diskussion hat sich so gewandelt, dass eine Gegenreaktion von Experten kommt: Die Ungleichheit ist keine grosse Sache. Damit liegen sie aber falsch, unterstreicht Krugman.

Die Daten belegen, dass die Ungleichheit so rasch steigt, dass sie nun zu einem Hemmschuh für das Einkommen von gewöhnlichen Amerikanern wird, auch wenn die US-Wirtschaft zur Zeit die schlimmste Krise seit den 1930er Jahren erlebt.

Und wenn man eine längere Perspektive nimmt, ist festzustellen, dass die wachsende Ungleichheit mit Abstand der wichtigste Einzelfaktor für die schwache Entwicklung des Einkommens der Mittelschicht ist.

Darüber hinaus ist es allgemein akzeptiert, dass die steigende Verschuldung der privaten Haushalte den Weg für die wirtschaftliche Krise bereitet hat. Der Anstieg der Schulden fiel mit der wachsenden Ungleichheit  zusammen. Die beiden hängen also wahrscheinlich zusammen, so Krugman.

Nachdem Ausbruch der Krise lastete die anhaltende Verlagerung des Einkommens weg von dem Mittelstand ab in Richtung einer kleinen Elite auf der Nachfrage der Verbraucher, sodass die Ungleichheit sowohl mit der Wirtschaftskrise als auch mit der trägen Erholung der Konjunktur zusammenhängt.

Die Politik spielt jedoch aus Sicht von Krugman die wirklich entscheidende Rolle in Sachen Ungleichheit.

In den Jahren vor der Krise gab es einen bemerkenswerten parteiübergreifenden Konsens in Washington zu Gunsten der Deregulierung der Finanzmärkte. Die Deregulierung hat dazu beigetragen, dass die Krise möglich geworden ist. Und die vorzeitige Wende an die Austeritätspolitik hat viel mehr als alles andere getan, um die Erholung der Wirtschaft zu behindern. Beides dient den Interessen und Vorurteilen einer Wirtschaftselite, deren politischer Einfluss in Verbindung mit ihrem Reichtum kräftig angestiegen ist.

Umfragen zeigen, dass die sehr wohlhabenden Familien anders als die allgemeine Öffentlichkeit Haushaltsdefizite als eine entscheidende Problematik betrachten und die Kürzung der sozialen Hilfe befürworten. Und was wahr ist, dass die Prioritäten dieser Elite den politischen Diskurs im Land bestimmen.

Die Grundlage einiger Reaktionen gegen die Ungleichheit ist wohl nach Krugmans Ansicht der Wunsch von einigen Experten, den ökonomischen Diskurs zu entpolitisieren, um das Ganze technokratisch und überparteilich darzustellen. Aber es ist ein Wunschtraum. Auch wenn es wie eine technokratische Thematik aussehen mag, wird die Debatte von der Gesellschaftsschicht und der Ungleichheit geformt und verzerrt.

Der Präsident hat daher recht, die Ungleichheit als die entscheidende Herausforderung unserer Zeit zu bezeichnen, hält Krugman als Fazit fest. Was werden wir aber unternehmen, um dieser Herausforderung entgegenzusetzen?

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