Steve Williamson hat mit seiner Aussage,
dass QE Deflation verursacht, eine neue Debatte ausgelöst.
Eine Vielzahl von Ökonomen, v.a. die Anhänger der
neoklassischen Lehre hat bisher die Ansicht vertreten, dass die mengenmässige
Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative
easing) zu Inflation führt. Nun kommt Williamson und behauptet, dass QE
Deflation verursacht. Was ist davon zu halten? Zur Erinnerung: Vor rund zwei
Jahren hatte Narayana Kocherlakota solche
Überlegungen angestellt, dass anhaltend niedrige Zinsen Deflation auslösen würden.
Inzwischen hat sich der Fed-President von Minneapolis aber davon distanziert.
Nick
Rowe hat in einer ersten Stellungnahme in seinem Blog festgehalten, dass er Williamsons
Behauptung für „schrecklich falsch“ halte. „Was zum Teufel ist mit einigen der
besten und klügsten Köpfe in der Volkswirtschaftslehre schief gegangen?“,
bemerkte der an Carleton University in
Ottowa, Kanada der lehrende Wirtschaftsprofessor.
Brad
DeLong hat in seinem Blog dazu geschrieben, dass Williamson
ein unstabiles Gleichgewicht mit einem stabilen Gleichgewicht verwechsle. Später
hat sich auch Paul Krugman in seinem Blog der Kritik an Williamson
Schlussfolgerungen angeschlossen.
Am Sonntag hat David
Andolfatto in seinem Blog dazu Stellung genommen. Wie Noah Smith
in seinem Blog die ganze Debatte angemessen zusammenfasst,
zeigt Andolfatto auf, wie die Kritik von Krugman und DeLong unangebracht ist.
Warum? Es kommt auf das Wirtschaftsmodell an, welches im Mittelpunkt der
makroökonomischen Analyse steht.
In einem typischen New Keynesian Model, welches für
die Konjunkturzyklus-Theorie eine entscheidende Rolle spielt, welches von Rowe
und Krugman bevorzugt wird, trifft es zu, dass Williamson von einem unstabilen
Gleichgewicht ausgeht.
PCE Inflation, Graph:
Prof. David Andolfatto
Aber Williamson verwendet kein New Keynesian Model,
hält Noah Smith fest. Willamsons Modell ist eigentlich ganz anders. Wie
Andolfatto darauf hinweist, gibt es Makro Modelle, die neuen keynesianischen
Modellen sehr ähnlich sind, mit einem kleinen Unterschied, der dazu führt, dass
das Gleichgewicht einem stabil vorkommt, wenn man die Ansicht vertritt, dass QE
Deflation verursacht. Daher wäre eine mehr empirische und weniger theoretische
Kritik an Williamson Aussage angebracht gewesen, argumentiert Andolfatto.
In Williamson Modell geht die QE mit einer
langanhaltenden niedrigen Inflation einher. Krugman und DeLong hingegen
erklären die in Japan anhaltende
Deflation im Zusammenhang mit der „secular stagnation“ Theorie, was im Grunde
genommen auch in Ordnung ist. Die Frage, warum es aber nicht gelingt, mit QE
Inflation auszulösen, mag deshalb dahingestellt sein. Der Grund kann sein (a)
langanhaltende Stagnation, (b) Williamsons Modell oder (c) ein anderes
Phänomen, wie Smith unterstreicht. Denn nüchtern betrachtet gibt es andere
Modelle als monetarist/new Keynesian, die versuchen, zu erklären, wie die
Volkswirtschaft funktioniert.
Steve Williamson schreibt in seiner Forschungsarbeit („Scarce Collateral, the Term Premium and Quantitative Easing“), dass
(1) QE niedrige Zinsen und Deflation verursacht, (2) dass das eine gute Sache
ist, weil Deflation gut sei, und (3) Fiscal Stimulus wirksam wäre, aus der
Depression zu kommen.
Krugman würde dem Punkt (3) sicherlich zustimmen. Williamson hat aber in einer anderen
Forschungsarbeit vor rund einem Jahr geschrieben, dass früher oder später
Inflation kommt und die Fed die Inflation weder mit reverse repos noch mit term deposits verhindern kann.
Das heisst, dass Williamson vor eineinhalb Jahren die
Meinung vertreten hat, dass die QE zu Inflation führt. Heute sagt er, dass die
QE Deflation auslöst. Williamson redet sogar von einer Bubble, die wächst. Man
müsse seiner Ansicht nach nur einen Blick auf die Hauspreise werfen.
Natürlich hat Williamson das Recht, seine Meinung zu
ändern. Aber es wäre hilfreich, wenn er inzwischen begründen würde, gestützt
auf welche neue Annahmen er heute genau das Gegenteil behauptet.
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