Montag, 2. Dezember 2013

Verursacht QE Deflation?

Steve Williamson hat mit seiner Aussage, dass QE Deflation verursacht, eine neue Debatte ausgelöst.

Eine Vielzahl von Ökonomen, v.a. die Anhänger der neoklassischen Lehre hat bisher die Ansicht vertreten, dass die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) zu Inflation führt. Nun kommt Williamson und behauptet, dass QE Deflation verursacht. Was ist davon zu halten? Zur Erinnerung: Vor rund zwei Jahren hatte Narayana Kocherlakota solche Überlegungen angestellt, dass anhaltend niedrige Zinsen Deflation auslösen würden. Inzwischen hat sich der Fed-President von Minneapolis aber davon distanziert.

Nick Rowe hat in einer ersten Stellungnahme in seinem Blog festgehalten, dass er Williamsons Behauptung für „schrecklich falsch“ halte. „Was zum Teufel ist mit einigen der besten und klügsten Köpfe in der Volkswirtschaftslehre schief gegangen?“, bemerkte der an Carleton University in Ottowa, Kanada der lehrende Wirtschaftsprofessor.

Brad DeLong hat in seinem Blog dazu geschrieben, dass Williamson ein unstabiles Gleichgewicht mit einem stabilen Gleichgewicht verwechsle. Später hat sich auch Paul Krugman in seinem Blog der Kritik an Williamson Schlussfolgerungen angeschlossen.

Am Sonntag hat David Andolfatto in seinem Blog dazu Stellung genommen. Wie Noah Smith in seinem Blog die ganze Debatte angemessen zusammenfasst, zeigt Andolfatto auf, wie die Kritik von Krugman und DeLong unangebracht ist. Warum? Es kommt auf das Wirtschaftsmodell an, welches im Mittelpunkt der makroökonomischen Analyse steht.

In einem typischen New Keynesian Model, welches für die Konjunkturzyklus-Theorie eine entscheidende Rolle spielt, welches von Rowe und Krugman bevorzugt wird, trifft es zu, dass Williamson von einem unstabilen Gleichgewicht ausgeht.



PCE Inflation, Graph: Prof. David Andolfatto



Aber Williamson verwendet kein New Keynesian Model, hält Noah Smith fest. Willamsons Modell ist eigentlich ganz anders. Wie Andolfatto darauf hinweist, gibt es Makro Modelle, die neuen keynesianischen Modellen sehr ähnlich sind, mit einem kleinen Unterschied, der dazu führt, dass das Gleichgewicht einem stabil vorkommt, wenn man die Ansicht vertritt, dass QE Deflation verursacht. Daher wäre eine mehr empirische und weniger theoretische Kritik an Williamson Aussage angebracht gewesen, argumentiert Andolfatto.

In Williamson Modell geht die QE mit einer langanhaltenden niedrigen Inflation einher. Krugman und DeLong hingegen erklären die in Japan anhaltende Deflation im Zusammenhang mit der „secular stagnation“ Theorie, was im Grunde genommen auch in Ordnung ist. Die Frage, warum es aber nicht gelingt, mit QE Inflation auszulösen, mag deshalb dahingestellt sein. Der Grund kann sein (a) langanhaltende Stagnation, (b) Williamsons Modell oder (c) ein anderes Phänomen, wie Smith unterstreicht. Denn nüchtern betrachtet gibt es andere Modelle als monetarist/new Keynesian, die versuchen, zu erklären, wie die Volkswirtschaft funktioniert.

Steve Williamson schreibt in seiner Forschungsarbeit („Scarce Collateral, the Term Premium and Quantitative Easing“), dass (1) QE niedrige Zinsen und Deflation verursacht, (2) dass das eine gute Sache ist, weil Deflation gut sei, und (3) Fiscal Stimulus wirksam wäre, aus der Depression zu kommen.

Krugman würde dem Punkt (3) sicherlich zustimmen. Williamson hat aber in einer anderen Forschungsarbeit vor rund einem Jahr geschrieben, dass früher oder später Inflation kommt und die Fed die Inflation weder mit reverse repos noch mit term deposits verhindern kann.

Das heisst, dass Williamson vor eineinhalb Jahren die Meinung vertreten hat, dass die QE zu Inflation führt. Heute sagt er, dass die QE Deflation auslöst. Williamson redet sogar von einer Bubble, die wächst. Man müsse seiner Ansicht nach nur einen Blick auf die Hauspreise werfen.

Natürlich hat Williamson das Recht, seine Meinung zu ändern. Aber es wäre hilfreich, wenn er inzwischen begründen würde, gestützt auf welche neue Annahmen er heute genau das Gegenteil behauptet.

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