Montag, 16. Dezember 2013

Produktionslücke ist eine angebotsseitige Konzeption

Thomas Jordan, SNB Präsident hat in den einleitenden Bemerkungen zur geldpolitischen Lagebeurteilung am 12. Dezember darauf hingewiesen, dass die Auslastung der Produktionskapazität sich in der Schweiz verbessert hat, aber die Produktionslücke (output gap) negativ bleibt.

Damit hat Jordan im Grunde genommen die Anpassung der von der SNB prognostizierten Inflation jeweils um 0,1% nach unten für 2014 und 2015 begründet.

Trotz des kräftigen Anstiegs der Notenbankgeldmenge (monetary base) in den vergangenen Jahren setzt sich die negative Inflation in der Schweiz fort. Und auf absehbare Zeit sind keine Inflationsrisiken erkennbar.

Das geschätzte Produktionspotenzial ergab in der Schweiz im zweiten Quartal eine Produktionslücke von -1,2%, wie die SNB im Quartalsheft 3/2013 September mitteilt. Die geöffnet verbleibende Produktionslücke deutet darauf hin, dass die Produktionsfaktoren nicht ausgelastet sind. Das heisst wiederum, dass wir es hier mit einem Nachfrageausfall zu tun haben.

Die Produktionslücke gibt die prozentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom geschätzten Produktionspotenzial an. Das Produktionspotenzial wird in der Schweiz aufgrund einer Produktionsfunktion geschätzt.


Produktionslücke (output gap) in der Schweiz, Graph: SNB in: Quartalsheft 3/2013, September

Wenn die Nachfrage kleiner ist als die potezielle Produktion (output), dann ist das tatsächliche Wirtschaftswachstum geringer als das potenzielle Wachstum. Das brachliegende Kapital wird dem Okun’schen Gesetz zufolge durch die Arbeitslosigkeit widerspiegelt.

Der potenzielle Output hängt von den Variablen der Angebotsseite ab. Der tatsächliche Output wird hauptsächlich von der Nachfrageseite bestimmt.


Notenbankgeldmenge (monetary base) Schweiz, Graph: SNB in: Quartalsheft 3/2013, September

In einer von Izabella Kaminska kürzlich in FTAlphaville zitierten Forschungsarbeit schreiben die Autoren, dass der Versuch, die gegenwärtige Situation der Weltwirtschaft mit der „secular stagnation“-Theorie (vertreten von Krugman und Summers) zu beschreiben, eine kurzsichtige Ansicht darstelle. Das heisst, dass es heute nicht um Nachfrageausfall gehe, sondern darum, dass die Verschuldung dazu beigetragen hat, dass die Wirtschaft über Potential  Output (Trendwachstum) gewachsen ist.

Die Autoren scheinen aber nicht zu verstehen, dass Potential Output (d.h. Produktionspotenzial) eine angebotsseitig orientierte Konzeption ist, wie Paul Krugman in seinem Blog betont. So ähnlich wie die strukturelle Arbeitslosigkeit, die als die niedrigste Arbeitslosenquote im Einklang mit einer stabilen und niedrigen Inflation definiert wird, wird der Produktionspotenzial als das höchste Niveau an Output (d.h. BIP) beschrieben, die mit einer stabilen und niedrigen Inflation im Einklang steht.

Das bedeutet, dass jemand, der behauptet, dass die Wirtschaft über dem Potenzialwachstum hinaus gewachsen sei, zeigen muss, dass die Inflation am Ende des Prozesses stark gestiegen ist. Wenn die Wirtschaft in der Ära Great Moderation über dem Potenzial gewachsen ist, dann müsste die Ära in Inflation münden. Die Inflation müsste jedenfalls am Ende höher liegen als am Anfang der Ära. Es ist aber nicht der Fall. Ganz im Gegenteil ist die Inflation sogar weiter gesunken.

Die Autoren erklären, dass die Wirtschaft über Gebühr gewachsen sein muss, weil es sich in dieser Phase der Great Moderation viele schlechte Investitionen gegeben hat und es zu einer Spekulationsblase (bubble) gekommen ist. Was hat das Ganze aber mit der Frage der säkularen Stagnation zu tun?

Ein weiterer Aspekt zum Schluss ist, dass man nicht vergessen darf, in der Analyse der wachsenden Ungleichheit auch Produktionslücke zu betrachten. Dann kann man sich besser ausmalen, welchen Schaden die Einkommensungleichheit in der Gesellschaft anrichtet, und sogar mehr als die Rezession.

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