Staatsanleihen werden im
Euro-Raum als risikolose Anlageklasse gehandelt. Die Banken müssen dafür kein
Kapital als Sicherheitspuffer vorhalten. So war es jedenfalls vor der
Finanzkrise von 2008. Nun wächst die Kritik daran, weil die Banken dadurch
einen Anreiz haben, die Schulden der öffentlichen Hand zu finanzieren.
Vor allem Jens Weidmann, Bundesbankpräsident will die „Vorzugsbehandlung von Staatsanleihen“
beenden, weil die „Schuldenkrise“ seiner Meinung nach sonst nicht bewältigt
werden kann.
Die Euro-Krise ist aber keine
Staatsschuldenkrise. Sie ist eine Folge der Finanzkrise (bzw. Rettung, d.h. bail-out der unterregulierten Banken). Zur
Erinnerung: Spanien und Irland hatten am Vorabend der Krise einen
Haushaltsüberschuss. Und Portugal hatte kaum nennenswerte Staatsverschuldung.
Weidmann will, dass (1) die Banken die
Euro Staatsanleihen von jetzt an mit Eigenkapital unterlegen und (2) die Banken nur bis zu einer bestimmten
Höhe Staatsanleihen kaufen. Begründung: Die Finanzstabilität werde (wegen der
Risik-Konzentration) gefährdet, weil (oder wenn) die Banken nur Staatsanleihen
eines Landes kaufen, und zwar des eigenen Heimatlandes.
Peter Praet, hat nun in einem Interview mit FT in die gleiche Kerbe geschlagen. In einem
etwas kompliziert formulierten Satz sagt der EZB-Direktor sinngemäss, dass die Banken, wenn
die Staatsanleihen in ihren Beständen dem Risiko entsprechend behandelt würden,
unwahrscheinlich die Liquidität, die von der EZB zur Verfügung gestellt werde (via
LTRO), übermässig für den Kauf von Staatsanleihen einsetzen würden. Weil die
Banken mit den Einschränkungen, die die Stress Tests für die Euro
Staatsanleihen auflegen werden, vorsichtig umgehen würden.
Praet will also genau wie Weidmann
unterbinden, dass die Staaten für Refinanzierung auf die Banken „angewiesen“ werden.
Die Banken sollen stattdessen Kredite an Unternehmen und private Haushalte
geben.
Staatsanleihen im Portfolio von
Banken im Vergleich EU, USA und Japan, Graph:
Morgan Stanley
Ist es aber wirklich so schlimm,
wenn die Banken in Euro denominierten Staatsanleihen kaufen. Schliesslich will
die EZB die Störung der geldpolitischen Transmission aufheben, was bisher
allein mit der Ankündigung des OMT-Programms, welches nie zum Einsatz kam,
einigermassen gelungen ist. Die geldpolitischen Outright-Geschäfte werden von
Mario Draghi, EZB-Präsident „nicht als versteckte Staatsfinanzierung“
betrachtet. Und es geht davon keine Inflationsgefahr hervor.
Die Fragmentierung des
einheitlichen Finanzmarktes ist entstanden, weil die Euro-Zone in eine
Depression gerutscht ist. Da eine exernal
devaluation (**) nicht möglich ist, schwanken die Refinanzierungskosten der
Banken in den einzelnen EU-Ländern.
Die Analysten von Morgan Stanley betonen in einer neulich
vorgelegten Forschungsarbeit, dass die Dominanz der Staatsanleihen des eigenen
Landes in ihren Portfolios der Banken eher eine Folge des anhaltenden Schuldenabbau-Prozesses
(deleveraging) ist als eine Widerspiegelung von einer Zunahme der „Carry-Trades“-Geschäfte.
In Japan ist der Bestand an Staatsanleihen der Banken eine Funktion
von loan-deposit-ratio
(LTD-Verhältnis zwischen Kredit und Gesamteinlagen), was unter 100% ist. Die
Banken versuchen daher, die Einnahmen durch die Verlagerung des Kapitals in
Staatspapiere zu schützen.
Der Bestand der spanischen und italienischen Banken an Staatsanleihen ist (in Prozent der
Bilanzsumme) geringer als der Bestand der japanischen Banken an japanischen
Staatsanleihen. Auch ein Vergleich mit den USA zeigt, dass die spanischen und italienischen Banken nicht mehr
Staatspapiere in ihren Portfolios halten als die amerikanischen Banken an
US-Treasury Bonds.
Es gibt hier zwei Probleme, die
unterschieden werden müssen, schreiben Jeremie
Cohen-Setton und Tishani Dorfmeister
im Blog ECB watchers.
(1) Der Anstieg der Euro Staatsanleihen in den Beständen der europäischen Banken ist insgesamt genau das, was die EZB mit LTRO anstrebt. Und es gibt daher kaum einen Grund, dagegen einzuwenden.
(2) Die Konzentration der Euro Staatsanleihen des Landes A in den Beständen der Banken des Landes A: Das mag von der EZB nicht antizipiert worden sein. Aber die EZB kann dagegen etwas unternehmen, indem sie z.B. Limiten im Sinne von Diversifikation vorschreibt.
(*) Jens Weidmann im September 2013 in einem Artikel („Stop encouraging banks to buy government debt”) in FT.
(**) Die Länder in der Eurozone verfügen nicht über eigene Währung, die sie abwerten lassen könnten. Und eine unabhängige Geldpolitik ist daher nicht möglich.
(**) Die Länder in der Eurozone verfügen nicht über eigene Währung, die sie abwerten lassen könnten. Und eine unabhängige Geldpolitik ist daher nicht möglich.
1 Kommentar:
Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Finanzkrisen der Vergangenheit in allen Fällen dadurch verursacht wurden, dass Banken ihre Eigenkapitalquote herunterschrauben durften.
Ich bin zwar kein Freund von Weidmann, aber in dieser elementaren Sache muss ich ihn unterstützen.
Dazu ein Beispiel. Dass die jüngste Finanzkrise in Deutschland ein solches Ausmaß annahm, lag in erster Linie an den Landesbanken. Diese konnten sich als Tochterbanken der deutschen Sparkassen billig mit Geld versorgen, da die Sparkassen keine nennenswerte Eigenkapitalquote vorweisen mussten.
Nun ist das nicht das erste Mail, dass die deutschen Sparkassen Deutschland in eine Finanzkrise stürzten. Bereits die Finanzkrise der Weimarer Republik wurde nach neuesten Erkenntnissen durch die Sparkassen verursacht.
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