Die OECD hatte vor einem Jahr auf unerklärliche Weise für kräftige Zinserhöhungen in den fortgeschrittenen Ländern plädiert, obwohl die Organisation mit Sitz in Paris in den eigenen Berichten anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und niedrige allgemeine Inflation für die kommenden Jahre prognostiziert, wie Paul Krugman in seinem Blog heute erinnert.
In ihrem aktuellen Economic Outlook fordert die OECD jetzt wieder Zinserhöhungen. Der auffallende Terminus ist dabei „Normalisierung“, wie auch von Mario Draghi verwendet wird. Wie soll aber die Geldpolitik „normalisiert“ werden, während die wirtschaftliche Situation tief abnormal bleibt, fragt Krugman mit Recht.
OECD Prognosen, Graph: OECD Economic Outlook via Prof. Paul Krugman
Die OECD glaubt, wie aus der Abbildung hervorgeht, dass die allgemeine Inflation (headline inflation) nur einen vorübergehenden „Höcker“ erlebt und die Kerninflation (core inflation) niedrig verbleibt, ja unter dem Zielwert. Warum sollen aber die Zinsen erhöht werden? Die OECD begründet es wie folgt:
„Die Notwendigkeit, die Zinsen fürs Risikomanagement nahezu Null zu halten, ist inzwischen abgeklungen und eine frühe Anpassung nach oben, um ein sichtbar positives Niveau wie in der Euro-Zone einzurichten, verdient sich in den USA und in Grossbritannien, aber noch nicht in Japan. Dies würde auch dazu beitragen, einen erneuten Aufbau von finanziellen Anfälligkeiten abzuwehren und eine bessere Ausgangsbasis im Falle einer Notwendigkeit bereitzustellen, um auf überraschende Inflationsrisiken zu reagieren“.
Was heisst das? Krugman versteht es auch nicht. Warum müssen die Zinsen „sichtbar positiv“ sein? Warum liefert ein deutlich positiver Zinssatz eine bessere Ausgangsbasis, um auf Inflation Überraschungen zu reagieren? „Im Grunde genommen ist dies Hokuspokus, eine Flut von Worten, um eine Straffung der Geldpolitik trotz des Fehlens eines jeden vernünftigen Arguments zu rechtfertigen“, erklärt Krugman.
Fazit: Wir leben in einer Welt, in der Very Serious People (VSP) in Eile Theorien und Begründungen erfinden, um eine orthodoxe Wirtschaftspolitik in einer höchst unorthodoxen Situation zu rechtfertigen. Unterdessen werden diejenigen, die sich auf tatsächliche, kohärente Analysen, die auf Standard Wirtschaftswissenschaften basieren, verlassen, als gefährliche Radikalen betrachtet, fasst Krugman zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen