Gibt es nichts, was in Sachen Arbeitslosigkeit getan werden kann, wie ein Leitartikel in Washington Post suggestiv nahelegt? Dean Baker ist enttäuscht. Ein Problem, welches vom besagten Artikel nicht einmal richtig charakterisiert wird, bemerkt er in seinem Blog. Auch Mark Thoma ist empört. Die Washington Post schreibt, dass die Arbeitslosigkeit über das, was sein sollte, verbleibt: „je länger sie anhält, desto mehr riskieren wir eine neue Normalität der strukturellen Arbeitslosigkeit, welche eine originelle Bezeichnung für erhöhtes menschliches Leid und Beschleunigung der wirtschaftlichen Verwüstung ist“. Wir wagen es nicht, das geschehen zu lassen. Die Frage ist allerdings, wie neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, so die Zeitung.
„Wir wagen es nicht, das geschehen zu lassen! Wir müssen etwas tun! Es sei denn, laut Leitartikel, die Angst davor, was passieren könnte, wenn wir Arbeitslosen helfen würden, im Weg steht“, beschreibt Thoma.
Erstens ist die Fiskalpolitik als eine Lösung für dieses drängende Problem ausgeschlossen worden. Wie Dean Baker feststellt, teilt die WaPo dem Leser mit, dass wir nicht versuchen können, durch fiskalische Impulse Arbeitsplätze zu schaffen, weil Bond Vigilantes die Zinsen höher treiben würden. „Allerdings notiert die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit jetzt auf 3,14%, deutlich niedriger als Ende der 1990er Jahren, als der Haushalt einen Überschuss aufwies, auch wenn wir diese Warnungen vor einiger Zeit gehört haben“, legt Thoma dar.
Wenn das Problem so dringend ist, ist anzunehmen, dass die Redaktion der Washington Post wohl die Geldpolitik unterstützen würde. Nein. Die Sorge ist hier Inflation. Aber wie Greg Mankiw bemerkt, zeigt der Preis der Arbeit, im Übrigen teilt Mankiw hier die Meinung von Krugman, im Moment keinen signifikanten Inflationsdruck. Es gibt also wenig Grund zur Sorge in Bezug auf die Inflation und andere Anzeichen von Inflation fehlen auch, argumentiert Thoma.
Was soll also über das Problem der Arbeitslosigkeit getan werden, wenn sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik vom Tisch sind, wie die Washington Post suggeriert? Der Leitartikel schliesst daraus, dass die Unternehmen nicht die Antwort sind, weil es angeblich an attraktiven Geschäftsmöglichkeiten fehlt, ohne recht zu verstehen, wie die Geld- und Fiskalpolitik hierbei helfen könnten. Das einzige, was der Artikel befürwortet, ist eine Steigerung der Ausfuhren, die als „vielversprechende Stragtegie“ beschrieben wird. Der Leitartikel stellt zudem fest, dass eine Dollar-Abwertung helfen würde, ohne allerdings einen Hinweis zu geben, wie die Politik dieses Ziel erreichen soll.
Dean Baker und Mark Thoma sind zu Recht empört, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) legt nahe, dass die Redaktion eigentlich ein Sammelstück ist. Die WaPo ist Very Serious Person (VSP) Zentrum, viel mehr als die NYT , und dieser Artikel fasst das Wesen der VSP-Wirtschaft (Ausgabe 2011) zusammen, beschreibt Krugman. Die politische Weisheit wird, wie die WaPo schildert, völlig von der Angst vor Dingen, die nicht geschehen, diktiert: „fiskalische Expansion werde die unsichtbaren Bond Vigilantes zum Angriff einladen, und wenn Sie es mit einer lockeren Geldpolitik versuchen, wird das Inflationsmonster, das sich unter Ihrem Bett versteckt, herauskommen und versuchen, Sie zu fressen“. Das Problem, von dem die WaPo redet, dass es wir nicht wagen, es geschehen zu lassen, scheint überhaupt nichts auszumachen.
Darüber hinaus scheint die Wirtschaftstheorie, die diesem Leitartikel zugrunde liegt, laut Krugman bemerkenswert in ihrer Widersprüchlickeit. Eine Möglichkeit, um über die aktuelle Umgebung der Wirtschaftspolitik nachzudenken, ist nämlich ein Standard-Lehrbuch der Makroökonomie in die Hand zu nehmen. Wenn Sie das tun, sehen Sie, dass das Lehrbuch auf die Notwendigkeit für fiskalische Expansion und wie auch immer monetäre Expansion hindeutet, die bei Untergrenze von Null Zinsen unternommen werden sollen, bekräftigt Krugman.
Es gibt eine Alternative, wenn Sie darauf bestehen: Sie können argumentieren, dass die Idee, dass Rezessionen mit der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu tun haben, falsch ist, und dass wir hier wegen Fehlinvestitionen einer Art von strukturellem Schock gegenüber stehen, und daher weder die Fiskal- noch die Geldpolitik helfen können, ist es, auch wenn es mit der Evidenz auseinanderklafft, zumindest stimmig. Aber der WaPo-Leitartikel versucht, beide Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Geld- und fiskalpolitische Impulse hielten die Arbeitslosigkeit davon ab, ausser Kontrolle zu geraten, aber irgendwie mehr zu tun, wäre katastrophal, lautet das Fazit des Leitartikels. Leider gibt es Schreiblinge, die die Ansicht von „madmen“ von heute prägen, erklärt Krugman als Schlussfolgerung.
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