Paul Krugman schreibt in einem lesenswerten Beitrag („Inflation and Economic Hooliganism“) für das NYT-Magazin, dass er in gewisser Weise die Monate, die dem Lehman-Ausfall gefolgt sind, vermisse. OK, nicht wirklich, aber wenn es eine Zeit des Terrors war, war es eine Zeit der Klarheit, bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor. Die ganze Welt ging den Bach herunter. Und die Politiker überall teilten ein gemeinsames Ziel: den Absturz unterbinden.
Heute dagegen ist das Bild voller scheinbarer Gegensätze. Sind wir in einem unkontrollierbaren Aufschwung (boom) oder ist das Wachstum schwach? Ist die Inflation niedrig oder gerät sie ausser Kontrolle? Die Antwort auf diese Fragen lautet: Ja. China, Indien und Brasilien wachsen viel zu schnell, um gemütlich zu sein. Amerika, Europa und Japan bleiben deprimiert. Inflation verläuft in den Schwellenländern hoch, während die Preise für Öl und Lebensmittel, welche in den globalen Märkten bestimmt werden und weitgehend durch die Nachfrage aus den Schwellenländern angetrieben werden, rapide gestiegen sind. Aber die allgemeine Inflation in den reichen Nationen bleibt weiterhin gering, legt der Autor des Buches „The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008“ dar.
Kurz gesagt sind wir an diesem Punkt in einer Welt, die nicht so sehr durch die Summe der Ängste, sondern durch einige aller Ängste gekennzeichnet ist.
Es ist also eine durcheinandergebrachte, verrückte Welt. Was sind die Gefahren?
Krugman sieht, dass die grösste Gefahr für die USA nicht eine andere Finanzkrise ist, die dort draussen lauert, und auf dem Sprung ist. Es handelt sich dabei viel mehr darum, dass wir durch alle Signale kreuz und quer in der Weltwirtschaft irritiert sind und das Augenmerk am Ende nach den Problemen richten, die wir nicht haben, während wir die Probleme ignorieren, die wir haben.
Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) ist nach eigenen Angaben besorgt darüber, dass Ben Bernanke am Ende gemobbt wird, die Zinsen zu erhöhen, wenn er es nicht tun sollte. Es wird schliesslich der Tag kommen, wenn die Federal Reserve Bank den geldpolitischen Kurs straffen sollte. Aber dieser Tag ist Jahre entfernt, bekräftigt Krugman.
Während einige Länder ein Problem mit hausgemachter Inflation haben, haben die USA kein Inflationsproblem. Das Problem der USA ist Arbeitslosigkeit. Und „mit dem Mangel an Arbeitsplätzen fertig zu werden, müssen wir niedrige Zinsen und ja, weiter Haushaltsdefizite haben, um die Wirtschaft anzukurbeln“, argumentiert Krugman.
Es ist eine verwirrende Welt da draussen und es ist eine Welt, die Dilemmas für Leute wie beispielsweise Brasiliens Finanzminister schafft. Aber Amerika steht überhaupt keinem Dilemma gegenüber: „unsere Wirtschaftspolitik soll sich mit Jobs, Jobs und Jobs befassen“, hält Krugman fest.
Hat tip to Mark Thoma.
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