Wie lautet die Antwort auf Griechenlands Schuldenkrise? Wenn das Land rigorose Sparmassnahmen (fiscal austerity) treffen muss, um in der Eurozone zu verbleiben, was mehrere Jahre hohe Arbeitslosigkeit und Rezession bedeutet, wäre es nicht eine vernünftige Option, die Eurozone zu verlassen? Die amerikanische Zeitung The New York Times will von einer Reihe von renommierten Wirtschaftsprofessoren (Simon Johnson, MIT Sloan, Barry Eichengreen, University of California, Berkeley) wissen („Room for Debate“), ob es eine Hoffnung für Griechenland gibt.
„Es scheint ziemlich klar, dass irgendeine Form der Umstrukturierung der griechischen Schulden unvermeidbar ist, schreibt Anat Admati in ihrem lesenswerten Beitrag („How Banks Fueled the Crisis“) in NYT. „Warum der intensive politische Zirkus um diese Krise? Es gibt ja keine gesetzlichen oder logistischen Hindernisse, einen vernünftigen Plan zu erstellen. Und warum bieten die EZB und die anderen in Europa einschliesslich Deutschland mehr Rettungspakete?“, argumentiert Admati.
„Ein Teil der Erklärung liegt in der Tatsache, dass ein Grossteil der griechischen Schulden von grossen europäischen Banken gehalten wird. Mit der Exposition nicht nur in griechischen Schuldtiteln, sondern auch in denen der anderen Mitgliedsstaaten würde eine Umstrukturierung der griechischen Schulden diese Banken schwächen und eine Rekapitalisierung erfordern“, unterstreicht die an der Graduate School of Business bei der Standford University lehrende Wirtschaftsprofessorin.
Das könnte sich als schwierig erweisen, da sie bereits hoch verschuldet sind, und v.a., wenn sie andere riskante staatliche Kredite vergeben haben. Grundsätzlich ist eine Rettung (bailout) Griechenlands eine indirekte Rettung der Banken, die griechische Schuldtitel halten. Die Probleme der Banken dürften kürzlich von der EZB durch Kauf von einigen griechischen Papieren reduziert worden sein. Das verlagert aber die Probleme an die EZB, legt Admati dar.
Wie und warum ist die Situation so schlimm geworden?
Klar, dass Griechenland im letzten Jahrzehnt und einige andere europäische Regierungen zu viel Kredit aufgenommen haben. Die Banken haben zu viel Kredit an die Regierungen verliehen. Niedrige Zinsen haben diesen Prozess angeheizt. Die Kreditvergabe an Staaten war für die Banken besonders attraktiv, weil die Staatsanleihen sehr niedrige, öfters Null Risiko tragen. Und dies ist für die Banken mit Bezug auf die Eigenkapitalfinanzierung entscheidend, was die Finanzierung der Kredite betrifft. „Banken lieben Vermögenswerte mit hoher Rendite und geringem Risikogewicht, weil sie ihnen eine höhere Fremdfinanzierung (leverage) erlauben. Risikoüberlegungen scheinen daher keine Rolle gespielt zu haben, insbesondere weil die Banken stattliche Unterstützung geniessen, erklärt Admati.
Während die hohe Fremdkapitalaufnahme (leverage) und die Risikokonzentration eindeutig eine wichtige Rolle im Vorfeld der Krise gespielt haben, sind sie wichtig, um die Länderschuldenkrise zu verstehen. Basel III erlaubt Banken weiterhin übermässige Fremdfinanzierung und frisiert das komplexe und wettbewerbsverzerrende System der Risikogewichtung.
Die Hoffnung ist, dass die Steuerzahler in Deutschland und anderswo erkennen, dass die beständige Notwendigkeit der Bereitstellung von Rettungspaketen für die Staaten verhindert wird. Banken benötigen Anreize, um das Risiko ihrer Investitionen besser in den Griff zu bekommen. Das lässt sich am besten durch höhere Eigenkapitalanforderungen erreichen, fasst Prof. Admati zusammen.
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