Die vergangenen drei Jahre waren für die meisten westlichen Volkswirtschaften eine Katastrophe. Paul Krugman befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, was schief ging. „Was ich mit wachsender Frequenz von Mitgliedern der politischen Elite höre, ist die Behauptung, dass es die Schuld der Öffentlichkeit ist“, schreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Unwisdom of Elites“) in NYT . Die Idee ist, dass wir diesen Schlamassel dem Umstand verdanken, dass die Wähler etwas für nichts verlangten, und die schwachsinnigen Politiker darauf abgefahren sind. Es sei also die Dummheit der Wählerschaft. Es ist ein guter Zeitpunkt, darauf hinzuweisen, dass die Ansicht „gib-der-Öffentlichkeit-die-Schuld“ nicht nur eigennützig, sondern auch absolut falsch ist, hebt Krugman hervor.
Die Tatsache ist, dass das, was wir jetzt erleben, eine top-down Katastrope ist. Die Politik, die uns in diesen Schlamassel gebracht hat, war nicht eine Antwort auf die öffentliche Nachfrage. Es war die Politik, die von kleinen Gruppen von einflussreichen Personen verfochten wurde. Mit Fokus auf die USA, erläutert Krugman weiter, was mit dem Haushaltsüberschuss aus dem Jahr 2000 passiert ist, während die Amerikaner ständig Vorträge darüber hören, was getan werden muss, um das Haushaltsdefizit zu verringern.
Die Antwort ist: (1) Es war Präsident George W. Bush, der die Steuern im Dienste der Ideologie seiner Partei gesenkt hat. Und das Gros der Kürzungen ging zu Gunsten einer kleinen, wohlhabenden Minderheit, (2) Bush hat die Wahl getroffen, in den Irak einzumarschieren. Es war eine höchst betrügerische Verkaufskampagne, die Amerikaner zu überzeugen, die Invasion zu unterstützen und (3) die Grosse Rezession wurde von dem ausser Kontrolle geratenen Finanzsektor, gefördert durch rücksichtslose Deregulierung ausgelöst.
Wer aber war für die Deregulierung verantwortlich? Mächtige Leute in Washington mit engen Verbindungen zu der Finanzindustrie, legt Krugman dar. Es war also das schlechte Urteil der Elite, nicht die Gier des kleinen Mannes, was das Defizit Amerikas verursacht hat. Und dasselbe gilt auch für die europäische Krise.
Warum sollen wir uns aber Sorgen um die Anstrengungen machen, dass die Schuld für die schlechte Politik auf die Öffenlichkeit geschoben wird?
Eine Antwort ist einfach Rechenschaftspflicht, unterstreicht Krugman. Menschen, die während der Bush-Jahre Etatausweitungen befürwortet haben, sollten sich heute nicht als Defizit-Falken gebärden. Leute, die Irland als Vorbild loben, sollten damit aufhören, Vorlesungen über Staatsverantwortung zu halten.
Wir müssen die Rüge dort aussprechen, wo es hingehört, um unsere Elite zu züchtigen. Sonst werden sie in den kommenden Jahren noch mehr Schaden anrichten, bekräftigt Krugman als Fazit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen