Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit folgenden zwei Fragen: (1) Was würde die EZB machen, wenn sie die Fed wäre? Und (2) Warum zeigen manche Messgrössen der US-Kerninflation letztens eine leichte Höhernotierung?
Um die erste Frage zu beanworten, liefert Krugman die folgende Abbildung. Die Daten werden von der Eurostat zur Verfügung gestellt: „CPI sans Energie, Lebensmittel und Tabak“. Das Ergebnis ist mehr oder weniger die Kerninflation im amerikanischen Stil.
Eurozone Kerninflation, Graph: Prof. Paul Krugman
Die Eurozone sieht wie die USA aus. Es gibt keinen Grund, die Zinsen zu erhöhen, erklärt Krugman. Um fair zu sein: Auf dem Arbeitsmarkt sehen die Dinge etwas anders aus. Es gibt tatsächlich einen Arbeitskräftemangel in einigen Teilen Europas, was sowohl geringe Mobilität der Arbeitskräfte als auch die extreme Asymmetrie des europäischen Schocks widerspiegelt.
Aber die Zinsen für ganz Europa zu erhöhen, weil Teile von Deutschland es gut haben, ist schlimmer als die Einheitsgrösse-Politik, wovor die Euroskeptiker gewarnt haben, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) dar. Es ist eine Einheitsgrösse-Politik. Und der Fall für ein etwas höheres Inflationsziel (inflation target) ist noch stärker für die Eurozone als für die USA.
Inzwischen ist die Kerninflation (core inflation) in den USA zuletzt etwas angestiegen. Worum geht es eigentlich?
Krugman hat den Verdacht, dass das, was wir wirklich sehen, die Unzulänglichkeit auch der Kerninflation ist, als einen Weg, vorübergehende Auswirkungen (transitory effects) der Volatilität der Preise zu bereinigen: Die Messgrösse schliesst Lebensmittel und Energie aus, aber sie berücksichtigt die indirekten Auswirkungen der Rohstoff-Materialpreise in den Kosten nicht. Neue Forschungsergebnisse von Goldman Sachs scheinen diese Sicht zu unterstützen: sie stellen fest, dass die Kerninflation immer einen „vorübergehenden Höcker“ (temporary bump) von den Preisen für importierte Rohstoffe bekommen wird, und wahrscheinlich dann nachlassen wird, wenn der Anstieg der Rohstoffpreise in der Tat vorbei ist.
Dies legt laut Krugman wieder nahe, dass die Geldpolitik sich wirklich auf eine Art „Superkern“ Inflation (supercore inflation) stützen sollte. Sollte es einfach Lohnwachstum sein? Adam Posen, Bank of England verfolgt sicherlich diesen Weg, mit dem Argument, dass auch die relativ hohe Rate der Kerninflation in Grossbritannien einmalige Faktoren widerspiegelt und dass stagnierende Löhne zeigen, dass es wenig Risiken gibt. Krugman stimmt Posen in dieser Hinsich vollkommen zu.
Dennoch gibt es mit dem Lohn-Ziel Probleme, hauptsächlich, man will die Geldpolitik nicht auf die Vorstellung stützen, dass die Lohnerhöhungen immer eine schlechte Sache sind. Vielleicht würde eine Trendproduktivität Anpassung Abhilfe schaffen. Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor will darüber später systematisch nachdenken, wenn er mehr Zeit hat.
Fazit: Unter dem Strich sollten weder die Fed noch die EZB überhaupt über die Inflation besorgt sein. Die EZB ist leider daran nicht interessiert, dass ihre Orthodoxie in Frage gestellt wird, fasst Krugman zusammen.
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