Felix Salmon deutet in seinem Blog auf einen 2'000 Wörter umfassenden Sonderbericht („What triggered oil’s greatest rout“) von Reuters hin. Der Bericht greift nicht auf eine zufällige Nachricht auf, um vage Sorgen im Markt über Wirtschaftswachstum zu melden. Es geht darum, den Mechanismus hinter dem Markt aufzuzeigen, der die Preise bewegt: Es war das algorithmische stop-loss Trading, welches die wilden Kursbewegungen bei Rohstoffen beschleunigt hat.
Die Fonds, die angefragt wurden, erzählen, dass die massive Menge an ausgelösten Stop-Losses einfach unverständlich ist. Die Anzahl der Positionen, die beim Absturz liquidiert wurden, sei umwerfend gewesen. Jedes technische Niveau, welches gebrochen war, habe mehr Stop-Loss und Leerverkäufe (short selling) ausgelöst, um Verluste einzufangen. Analysten berichten, dass rund die Hälfte des Volumens am Ölmarkt auf den Hochfrequenz- und algorithmischen Handel entfalle.
Rohöl Preis (WTI), 3 Monate, Graph: Fed St. Louis, FRED
Die Future-Preise entwickeln sich jeden Tag als Reaktion darauf, wie viele Leute Kontrakte kaufen oder verkaufen wollen, bemerkt James Hamilton in seinem Blog. Inventory Arbitrage forciert den Kassakurs (spot price), sich entlang dem Future-Preis zu bewegen, erklärt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor. Das bedeutet aber nicht, dass die Stimmmung oder Spekulation allein den Ölpreis zu einem beliebigen Wert bewegen kann. Die kritische Frage ist laut Hamilton, ob der Kassapreis der Preis ist, bei dem die physische Menge, die hergestellt wird, der physischen Menge, die verbraucht wird, entspricht.
Rohöl Preis (Brent, Europa), 3 Monate, Graph: Fed St. Louis, FRED
Aber es ist klar, dass es viele Grosshändler gibt, die nicht in dieser Richtung denken, sondern in bezug auf den von Keynes geprägten Begriff „Schönheitswettbewerb“ (beauty contest), immer annehmend, dass was zählt, ist, zu raten, was andere Leute über den Preis denken. Und sie täuschen sich selbst, indem sie ihre Computer so programmieren, dass sie teuer kaufen und billig verkaufen, um andere Spieler im Markt zu überlisten.
Hamilton hält die Strategie „teuer kaufen und billig verkaufen“ (buying high and selling low) nicht für erfolgreich. „Wenn aber genug Leute daran glauben, können sie ein wenig Chaos auf den Rest von uns anrichten, bevor sie selbst bankrott gehen“, fasst er zusammen.
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