Benn Steil und Manuel Hinds haben am Montag in einem wunderlichen Kommentar („Keynesians are complacent about the dollar“) in FT geschrieben, dass die Fed jetzt gezwungen werde, unter äusseren Zwängen, vergleichbar mit denen des klassischen Goldstandards (wo die USA mehr Gold benötigt hatte, mehr Dollars zu schaffen) zu operieren. Unter einem „Euro-Standard“ würde die Fed mehr Euros benötigen, um mehr Dollars zu schaffen, weil ihre geldpolitische Expansion notwendigerweise mehr Nachfrage nach mehr Einfuhren erfordert und die Fed könnte ihre Euro-Reserven nicht endlos abbauen, um den Kauf zu finanzieren.
Da die USA nach Meinung der Autoren nicht mehr in der Lage wären, ihr Leistunsbilanzdefizit durch Zaubertricks abzudecken, müssten sie Anleihen in Euro ausgeben.
„Aber, aber, aber, aber...“, bemerkt Brad DeLong dazu in seinem Blog. Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor verweist mit Recht darauf, dass der Euro nicht die wichtigste internationale Reservewährung ist. Weder das Pfund noch der australische Dollar, der kanadische Dollar, der Schweizer Franken oder eine ganze Reihe von anderen Währungen. Doch die Eurozone, Grossbritannien, Australien, Kanada und die Schweiz sind sehr in der Lage, eigene Schuldtitel in den eigenen Währungen zu begeben. Und sie sind in keiner Weise „gezwungen, unter äusseren Zwängen vergleichbar mit denen des klassischen Goldstandards zu operieren. Überhaupt nicht.
Es ist einfach nicht wahr, dass Sie, wenn Ihre Währung weltweit nicht die wichtigste Leitwährung (reserve currency) ist, Schuldtitel in eigener Währung begeben können. Das stimmt überhaupt nicht, hebt DeLong mit Nachdruck hervor.
Es ist einfach nicht der Fall, dass Sie, wenn Ihre Währung nicht weltweit die wichtigste Leitwährung ist, gezwungen sind, unter äusseren Zwängen vergleichbar mit denen des klassischen Goldstandards, zu operieren. Das ist einfach nicht der Fall, betont der ehemalige Staatssekretär im US-Finanzministerium.
Warum würde jemand behaupten, dass diese Dinge wahr sind? Warum druckt Financial Times jemals solche Behauptungen? DeLong kann es nicht fassen.
Der Artikel von Steil und Hinds ist in der Tat ein persönlicher Angriff auf Paul Krugman.
Die Autoren scheinen, zu glauben, dass nur Länder mit Leitwährung (reserve currency) Anleihen, die in ihrer Währung denominiert sind, an Ausländer verkaufen können, so Krugman. Auch der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) kann es nicht fassen, wie die Autoren daran glauben können. Es ist nämlich rundweg falsch. Alle entwickelten Länder und eine wachsende Zahl von Schwellenländern sind in der Lage, Schuldtitel in lokaler Währung an ausländische Investoren zu verkaufen.
Krugman zitiert S&P, die zu Australien meint, welches mehr Auslandsschulden in Prozent des BIP hat als die USA, dass „mehrere Faktoren die Risiken, die die hohe Auslandsverschuldung Australiens darstellt, mildern. Für den Anfang: Fast die Gesamtheit der Schulden sind in lokaler Währung denominiert oder mit Australien Dollar abgesichert, um die Auswirkungen von negativen Währungsentwicklungen zu begrenzen“.
Und ein Grossteil des in FT veröffentlichten Artikels scheint davon auszugehen, dass die USA keine eigene Geldpolitik mehr führen würden, wenn der Dollar weltweit keine Reservewährung mehr wäre.
Krugman wundert sich daher, ob diese Leute jemals mit jemandem in Schweden geredet haben? Schweden hat ja den Euro nicht als Landeswährung, sondern Krone. Oder in England, welches auch nicht Euro benötigt, um mehr Pfund zu schaffen.
Krugman ist zu Recht verärgert, von der wirtschaftlichen Weisheit der Menschen belehrt zu werden, die offensichtlich von den elementarsten Tatsachen grell keine Ahnung haben.
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