Während wir
das Augenmerk auf die Produktion (output)
und die Beschäftigung (employment)
richten, dürfen wir etwas aus den Augen nicht verlieren: Das BIP und die
Inflation stehen unter dem Einfluss vom
Wachstum der Geldmenge (money supply),
nicht von der Notenbankgeldmenge (monetary
base).
Trotz der
extrem niedrigen Zinsen ist der Kredit an Privatpersonen (private credit) in der Eurozone kaum gestiegen. Die Notenbankgeldmenge
(= Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Notenbank) zeigt, wie viel
Liquidität die Notenbank liefert. Die Geldmenge deutet darauf hin, wie viel Geld
für den Privatsektor zum Gebrauch verfügbar ist. Der Kredit an Privatpersonen
sagt darüber aus, wie viel Geld der Privatsektor aufgenommen hat.
Der Geldmultiplikator gibt das Verhältnis zwischen einem Geldaggregat (z.B. M2 oder
M3) und der Geldbasis (money base,
d.h. Notenbankgeldmenge) an.
Der Geldmultilikator
hat sich z.B. in der Schweiz im Sog der Finanzkrise fast halbiert. Der Rückgang zeigt, dass die
Banken seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 aus Vorsichtsgründen gegenseitig
weniger Kredite als vorher geben und daher mehr Liquidität halten.
Cecchetti und Schoenholtz
zeigen in einer bemerkenswerten Abbildung in ihrem gemeinsam verwalteten Blog Money Banking die verblüffende Parallele zwischen der Depression in
den 1930er Jahren und der schweren Rezession ausgelöst durch die Finanzkrise von
2008 gemessen am Verlauf des Geldmultiplikators.
Geldmultiplikator
im historischen Vergleich: The Great Depression versus The Great Recession, Graph: Cecchetti & Schoenholtz in Money Banking
So
verblüffend ist der Zusammenhang von Geldbasis und Inflation auch wieder nicht.
Die Expansion der Geldbasis durch die QE-Politik der Notenbanken (Ankauf von
Staatsanleihen am offenen Markt) führt nicht zu einem Anstieg der Inflation,
wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die nominalen Zinsen nahe
null liegen (zero lower bound).
Dennoch behauptet eine Reihe von renommierten Ökonomen, z.B. Thorsten
Polleit, Joachim Starbatty und Manfred J.M. Neumann, um einige in Deutschland
zu nennen, dass das Staatsanleihekaufprogramm der EZB zwingend eine Hyper-Inflation
auslösen würde.
Es gibt aber
keine feste Beziehung zwischen der Geldbasis und der Geldmenge. Die deutsche
Angst, dass die Inflation wegen der EZB-Staatsanleihenkäufe in der Eurozone durch
die Decke schiessen würde, ist also wissenschaftlich unbegründet.
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