Samstag, 7. Februar 2015

Griechenlands Verschuldung und ein Warnsignal für Deutschland

Der Beschluss der EZB, griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für EZB-Kredite zu akzeptieren, erschwert ohne Zweifel den bereits angeschlagenen griechischen Banken den Zugang zum frischen Geld.

Es ist aber, wie es sich herausstellt, eher symbolisch als beträchtlich, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („A Game of Chicken“) am Freitag in NYTimes.

Der Moment der Wahrheit kommt damit deutlich näher, kommentiert der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor weiter. Und es ist ein Moment der Wahrheit nicht nur für Griechendland, sondern für ganz Europa, und insbesondere für die Zentralbank, die demnächst entscheiden muss, für wen sie arbeitet.

Grundsätzlich kann die gegenwärtige Situation wie folgt dargelegt werden. Deutschland fordert von Griechenland, dass es versucht, seine Schulden in vollem Umfang zu bedienen, und zwar unter dem Druck einer unglaublich harschen Austeritätspolitik.

Die angedeutete Drohung bedeutet, dass die EZB die Unterstützung für griechische Banken unterlässt, falls Griechenland die harten Sparmassnahmen zurückweist. Es hat sich am Mittwoch so anhören lassen. Aber es ist nicht so, argumentiert Krugman. Der EZB-Beschluss hätte sonst verheerende Auswirkungen auf die ohnehin schwer ausgebeutelte Wirtschaft Griechenlands.

Für Griechenland den Stecker zu ziehen, würde enorme Risiken darstellen, nicht nur für die europäische Wirtschaft, sondern für das ganze europäische Projekt. Kurz gesagt: was wir in diesen Tage beobachten, ist eine sehr gefährliche Konfrontation. Wie viel kann Griechenland noch ertragen? Das Land kann seine Schulden sicherlich nicht in voller Höhe bezahlen. Das ist eindeutig für jeden, der die Zahlen studiert, so Krugman.


Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen, Graph: Prof. Paul Krugman in: The Great Recession, Febr 2, 2015


Leider haben deutsche Politiker die Zahlen nicht studiert und ihren Wählern erklärt. Stattdessen schlagen sie den faulen Weg ein: Moralisierung über die Verantwortungslosigkeit der Kreditnehmer. Sie erläutern, dass die Schulden in voller Höhe bedient werden müssen, was nicht anderes bedeutet als abgedroschene Redewendung über unbeholfene Südeuropäer.

Und jetzt erklärten die griechischen Wähler, dass sie es nicht mehr ertragen können, wie deutsche Beamten immer dieselbe Platte spielen.

Darüber hinaus gibt es immer noch Grund zur Hoffnung, dass die EZB sich weigert, mitzuspielen.

Die Ankündigung der EZB hat am Mittwoch wie eine schwere Strafe für Griechenland geklungen. Dem war’s aber nicht so, legt Krugman dar. Weil zugleich ein wirklich wichtiger Kanal zur Unterstützung der griechischen Banken davon unberührt bleibt: ELA: Emergency Liquidity Assistance. Es war daher eher ein Weckruf als etwas anderes: Es war vertretbarerweise ein Warnsignal für Deutschland genauso wie für Griechenland.

Und was, wenn die Deutschen nicht aufwachen? In diesem Fall können wir hoffen, dass die Zentralbank Stellung bezieht und erklärt, dass es ihre wichtige Rolle ist, zu tun, was sie tun kann, um europäische Wirtschaft und demokratische Institutionen zu schützen, nicht als Deutschlands Geldeintreiber zu handeln. Das heisst, dass wir einem Moment der Wahrheit näher kommen, hält Krugman als Fazit fest.


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