Mittwoch, 18. Februar 2015

Wer steckt die grössten Schläge in einer Rezession ein?

Die Vorstellung, dass die Einkommensungleichheit in den letzten 10 Jahren weiterhin gestiegen ist, ist ein Teil der Volksweisheit, schreibt David Leonardt in NYTimes. Es gibt verschiedene Versionen, wie z.B., dass die Reichen einfach immer reicher werden und die Ungleichheit so hoch ist wie noch nie.

Keine Frage, dass die Ungleichheit aus historischer Perspektive extrem hoch ist, und so besorgniserregend. Aber eine neue Analyse von Stephen J. Rose an der George Washington University legt nahe, dass die Einkommensungleichheit seit Beginn der Finanzkrise eigentlich nicht gestiegen ist, bemerkt Leonardt weiter.

Was ist davon zu halten?

Amir Sufi antwortet im Twitter darauf mit klaren Worten: Es stimmt nicht! Die Studie hat Fehler, so der an der University of Chicago Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das ideale Gedankenexperiment ist, Haushalte ex ante nach Einkommen (oder Vermögen) zu sortieren und dann dieselben Haushalte durch die Rezession zu begleiten bzw. beobachten, erklärt Sufi.

Die beste Studie dazu verwendet die SSA Daten: The Nature of Countercyclical Income Risk, von Fatih Güvenen, Serdar Özkan und Jae Song, June 2014 in Chicago Journals.


Vier Rezessionen im Vergleich, Graph: The Nature of Countercyclical Income Risk, von Fatih Güvenen, Serdar Özkan und Jae Song, June 2014 in Chicago Journals.

PS: Eine wichtige, aber sehr komplizierte Abbildung zum Verstehen.


Alle Forschungsarbeiten, die zitiert werden, beobachten Perzentile der Verteilung, nicht dieselben Haushalte im Laufe der Zeit. Dies kann laut Sufi zu seltsamen Ergebnissen führen.

Während Rezessionen sehen sich Arme mit einem grösseren Rückgang der Löhne konfrontiert als Reiche entlang der gesamten Verteilung, ausser denjenigen ganz oben: Die besonders Reichen erleben die grösste Schrumpfung, so Sufi.

Das ideale Experiment wäre daher, die Haushalte nach Einkommen im Jahr 2006 einzuordnen und dann dieselben Haushalte durch die Rezession zu beobachten, d.h. keine Perzentile zu benutzen.

Wer Einkommensungleichheit in Rezessionen verstehen will, möchte bitte den ersten Abschnitt VI.B.1 der oben angegebenen Studie lesen, hält Sufi als Fazit fest.


Exkurs:


Durch Perzentile wird die Verteilung in 10 umfangsgleiche Teile zerlegt. Perzentile teilen die Verteilung also in 1%-Segmente auf. Daher können Perzentile als Quantile betrachtet werden. Das Quantil 0,97 entspricht daher dem Perzentil 97: unterhalb dieses Punktes liegen 97% aller Fälle der Verteilung.

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