Die
Vorstellung, dass die Einkommensungleichheit in den letzten 10 Jahren weiterhin
gestiegen ist, ist ein Teil der Volksweisheit, schreibt David Leonardt in NYTimes. Es gibt verschiedene Versionen, wie z.B., dass die Reichen einfach
immer reicher werden und die Ungleichheit so hoch ist wie noch nie.
Keine Frage,
dass die Ungleichheit aus historischer Perspektive extrem hoch ist, und so
besorgniserregend. Aber eine neue Analyse von Stephen J. Rose an der George Washington University legt nahe,
dass die Einkommensungleichheit seit Beginn der Finanzkrise eigentlich nicht
gestiegen ist, bemerkt Leonardt weiter.
Was ist
davon zu halten?
Amir Sufi antwortet im Twitter darauf mit klaren Worten: Es stimmt nicht! Die Studie hat Fehler, so
der an der University of Chicago Booth
School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor.
Das ideale
Gedankenexperiment ist, Haushalte ex ante
nach Einkommen (oder Vermögen) zu sortieren und dann dieselben Haushalte durch
die Rezession zu begleiten bzw. beobachten, erklärt Sufi.
Die beste
Studie dazu verwendet die SSA Daten: The
Nature of Countercyclical Income Risk, von Fatih Güvenen, Serdar Özkan und
Jae Song, June 2014 in Chicago Journals.
Vier Rezessionen
im Vergleich, Graph: The Nature of Countercyclical Income Risk,
von Fatih Güvenen, Serdar Özkan und Jae Song, June 2014 in Chicago Journals.
PS: Eine wichtige, aber sehr komplizierte Abbildung zum Verstehen.
Alle
Forschungsarbeiten, die zitiert werden, beobachten Perzentile der Verteilung,
nicht dieselben Haushalte im Laufe der Zeit. Dies kann laut Sufi zu seltsamen
Ergebnissen führen.
Während
Rezessionen sehen sich Arme mit einem grösseren Rückgang der Löhne konfrontiert
als Reiche entlang der gesamten Verteilung, ausser denjenigen ganz oben: Die
besonders Reichen erleben die grösste Schrumpfung, so Sufi.
Das ideale
Experiment wäre daher, die Haushalte nach Einkommen im Jahr 2006 einzuordnen
und dann dieselben Haushalte durch die Rezession zu beobachten, d.h. keine
Perzentile zu benutzen.
Wer
Einkommensungleichheit in Rezessionen verstehen will, möchte bitte den ersten
Abschnitt VI.B.1 der oben angegebenen Studie lesen, hält Sufi als Fazit fest.
Exkurs:
Durch Perzentile wird die Verteilung in 10 umfangsgleiche Teile zerlegt. Perzentile
teilen die Verteilung also in 1%-Segmente auf. Daher können Perzentile als
Quantile betrachtet werden. Das Quantil 0,97 entspricht daher dem Perzentil 97:
unterhalb dieses Punktes liegen 97% aller Fälle der Verteilung.
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