Samstag, 21. Februar 2015

Früher Merkantilismus – Heute Merkelantismus

Die griechische Position ist vernünftig. Wenn etwas unvernünftig ist, ist es die Position der deutschen Regierung. Griechenland fordert das eigentlich Selbstverständliche, nämlich dass eine gescheiterte Politik eingestellt wird, sagt Heiner Flassbeck in einem unbedingt lesenswerten Interview mit dem Bund, der Schweizer Zeitung aus Bern.

Die von den Gläubigern in den letzten fünf Jahren Griechenland auferlegte Austeritätspolitik hat in der Tat die griechische Wirtschaft zum Absturz gebracht.

Griechenland hat zwar vor der Krise über seine Verhältnisse gelebt. Aber Deutschland hat unter seinen Verhältnissen gelebt, so der Honorarprofessor an der Universität Hamburg.

Wer hat den grösseren Fehler begangen? Eindeutig Deutschland, gemessen an dem, was einmal vereinbart worden ist, eine europäische Währungsunion mit einem Inflationsziel von 2%, unterstreicht der ehemalige Referat des Bundesministeriums für Wirtschaft in Bonn.

Da muss man sich mit seinen Löhnen an die Produktivität anpassen. Das hat Deutschland nach unten getan, Griechenland nach oben. Deutschland hat aber quantitative mehr gesündigt als Griechenland, so Flassbeck weiter. Weil Deutschland unter seinen Verhältnissen gelebt und die anderen durch eine Aufwertung seiner Währung in die Schulden getrieben hat.

Die Theorie der Troika, mit Lohnkürzungen Arbeitslosigkeit zu beseitigen, um so Wachstum zu schaffen, ist grundlegend falsch, wie der von 2000 bis 2012 für die Unctad in Genf tätige Ökonom zu Recht hervorhebt.

Und in Griechenland kann man nun einmal nicht weiter aufs Sparen setzen, sondern jetzt muss diese Wirtschaft angeregt werden, sie muss positive Impulse bekommen, was auch für alle europäische Länder gilt: Sparen gibt es nicht ohne Verschulden oder Investieren.

Nicht Griechenland, sondern die deutsche merkantilistische Politik mit einer Lohnsenkungspolitik („Merkelantismus“) zerstört die Währungsunion, hält Flassbeck als Fazit fest.


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