Samstag, 7. Februar 2015

Griechenland ist nicht das Epizentrum der europäischen Krise

In den Medien wird heute bewusst oder unbewusst der Eindruck vermittelt, als ob Griechenland das Epizentrum der europäischen Krise wäre. Griechenland ist aber eine völlig andere Geschichte. Dort geht es tatsächlich um Staatsverschuldung, wie Paul Krugman in einem Gespräch mit Focus Online erläutert.

Unabhängig davon deutet aber ein Anstieg der Verschuldung im Allgemeinen nicht darauf hin, dass wir über unsere Verhältnisse leben, wie Antonio Fatas in seinem Blog erklärt. Denn die Schulden (debt) einer Person sind die Vermögen (asset) einer anderen Person. Oder wie Krugman beschreibt: Schuld (Verbindlichkeit) ist das Geld, das wir uns selbst verschulden. Das ist sicherlich eine Aussage, die viele Menschen mit bitterem Groll erfüllt.

Als Beispiel verweist aber der am Graduierten Zentrum der City University New York lehrende Wirtschaftsprofessor auf Grossbritannien nach den Napoleonischen Kriegen. Grossbritannien ist nicht verarmt, obwohl es am Ende vor einer Menge Schulden landete. Doch das Gegenstück dieser Schulden war, dass der Besitzbürgertum Grossbritanniens Staatsanleihen hatte.


Grossbritanniens Verschuldung im Verhältnis zum BIP, Graph: Prof. Paul Krugman


Vielleicht ist steigende Verschuldung sogar ein gutes Zeichen, (z.B. in einer angeschlagenen Wirtschaft) wie Fatas weiter argumentiert. Denn es zeigt, dass es Menschen gibt, die bereit sind, die Ersparnisse von anderen Menschen, die zögerlich sind, damit etwas anderes anzufangen, aufnehmen und investieren,weil sie bessere Investmentchancen sehen.

Das Problem mit privaten Schulden ist, dass wir einen guten Grund haben, zu denken, dass Menschen in einem weit geöffneten Finanzsystem irrational überschwänglich werden, was die Kreditvergabe und Kreditaufnahme betrifft, in einem Ausmass, dass sie schliesslich wahrnehmen, dass es übertrieben war, was negative Externalitäten auslöst, wenn jeder versucht, auf Teufel komm raus, gleichzeitig Schulden abzubauen (deleveraging). Das ist ein grosses Problem, wie Krugman unterstreicht. Aber das hat mit Mehrverbrauch im Allgemeinen nichts zu tun.

Das Problem mit Verschuldung der öffentlichen Hand hingegen hat vor allem mit möglicher Instabilität zu tun, und nicht mit der These, dass „wir uns auf Kosten unserer Kinder verschulden“. Die dahinter steckende Rhetorik in der Fiskal-Debatte ist also Unsinn.


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