Historische
Analogien sind insbesondere in Krisenzeiten massgebend. In den 1930er Jahren
sahen sich Notenbanken aufgrund der im Inland vorherrschenden disinflationären
Kräfte veranlasst, Deflation ins Ausland zu exportieren. Die Rede ist natürlich
von sog. „Währungskriegen“.
Heute ist
festzuhalten, dass es immer schwieriger wird, trotz der latenten Gefahr die Last
der Deflation ins Ausland zu verlagern. Warum? Weil die Währungen relative
Preise sind und nicht alle Länder gleichzeitig Deflation exportieren können.
Als die Bank
of England (BoE) am 19. September 1931 den Goldstandard aussetzte, entstanden
mit der Abwertung des Pfund Sterling (GBP) gegenüber dem Gold und den anderen
Währungen, die an Gold gebunden waren, zwei Blöcke von Volkswirtschaften. Der
eine Block (Norwegen, Schweden und Dänemark) folgte sofort Grossbritannien, und
verliess damit den Goldstandard.
Und der
andere Block (USA bis 1934, Frankreich, Deutschland und einige kleinere
Volkswirtschaften) blieb noch an Gold gebunden. Die Volkswirtschaften, die den
Goldstandard frühzeitig aufgaben, konnten die Deflation tatsächlich exportieren,
und damit ihre Wettbewerbsposition im Aussenhandel auf Kosten der Goldblock-Länder
erheblich verbessern (beggar-thy-neighbour-Politik).
Deflation
während der Great Depression, Graph:
Morgan Stanley
Ein wichtiger
Unterschied ist heute, dass es damals ein festes Wechselkurssystem gegeben hat.
Die Analysten von Morgan Stanley
liefern zum Thema ein paar sehenswerte Abbildungen und fassen drei Lehren aus
den 1930er Jahren zusammen:
(1) Es waren
deflationäre Impulse im Inland, die die Entscheidungsträger veranlassten,
Deflation auf die Handelspartner aufzubürden. (2) Nicht jedes Land kann
Deflation gleichzeitig exportieren. Die Länder, die früher reagierten,
profitierten davon auf Kosten der Länder, die sich später auf eine
beggar-thy-neigbour-Politik besannen. (3) Die gute Nachricht ist, dass die
geldpolitische Lockerung für jedes Land vorteilhaft war.
Lowflation
während der Great Recession, Graph: Morgan
Stanley
Selbst wenn
die geldpolitischen Massnahmen (einschliesslich Liquiditätsversorgung des
Systems) heute eine Notlage am Finanzmarkt verhindern mögen, ist es nicht
genug, den bereits entstandenen Schaden ungeschehen zu machen. Man denke an die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Europa.
Aufgrund der
Verzerrungen am Finanzmarkt reicht es m.a.W. nicht aus, eine ernsthafte
Rezession zu unterbinden. In solchen Umständen ist es notwendig, die Ausgaben der
öffentlichen Hand zu erhöhen, um den Rückgang der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage im Privatsektor auszugleichen, wie Barry Eichengreen in seinem lesenswerten neuen Buch unterstreicht.
Um die genannten
Probleme anzupacken, hätte es mehr Staat, nicht weniger bedurft, argumentiert
der an der University of California,
Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.
Abkehr vom Goldstandard: Die Länder mit dem
frühzeitigen Ausstieg (Early Movers)
profitierte auf Kosten der Nachzügler (Late Movers), Graph: Morgan Stanley
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