Es mag sich
spekulativ und klischeehaft anhören, aber es lohnt sich, die Art von Dingen, über
die in akademischen Kreisen auf wissenschaftlichen Konferenzen gesprochen wird,
aus aktuellem Anlass wieder in Erinnerung zu rufen, schreibt Tony Yates in seinem Blog.
Worum geht
es? Der an der University of Bristol
lehrende Ökonom versucht vor dem Hintergrund der europäischen Verhandlungen mit
Griechenland, die Wurzeln des deutschen geld- und fiskalpolitischen
Konservatismus zu ergründen.
Ausgangpunkt
ist die Beobachtung des Autors, dass die anglo-amerikanische und lateinische Welt
Geld- und Fiskalpolitik als das beste antizyklische Instrument betrachtet, um „booms and busts“ zu glätten.
Was
Griechenland demnach braucht, ist eine expansive Fiskalpolitik, nicht einen
Primärüberschuss (primary surplus) und Erlass von Schulden.
Diese
Ansicht stammt aus dem New Keynesianism, der in den USA durch führende
Wissenschaftler erfunden wurde, erklärt Yates. Die einflussreichen Jobs in Sachen
Money und Finance werden hingegen in Deutschland entweder von Senior deutschen
Akademikern oder von denjenigen, die mit Ihnen in Verbindung stehen, bekleidet.
Die deutsche
akademische Welt, die unverhältnismässig von den in Deutschland ausgebildeten Einheimischen
belegt wird, ist von der amerikanischen akademischen Welt auf ungewöhnliche Art
und Weise abgeschnitten, argumentiert Yates weiter. Aus diesem Grund fanden New
Keynesianism und seine wirtschaftspolitischen Konzepte auf dieser Seite des
Atlantiks keinen Anklang. Und daher hat die deutsche Wirtschaftspolitik keinen
Wandel entwickeln können.
Es gibt im
Wesentlichen zwei Ideen, die in Deutschland nicht Schule machen konnten: Die
eine ist der überholte Ansatz einer geplanten Geldmengensteuerung (an einem
weit gefassten Geldmengenaggregat wie z.B. M3) als nominalen Anker mit einer
vordefinierten Zielinflation (inflation
targeting):
Warum? Weil die
neukeynesianische Idee wegen des Übergewichts der Zwei-Säulen-Strategie
aus der Issing-Ära ein Gräuel für die Bundesbank und die von Deutschland
beherrschten EZB war, erinnert sich Yates aus der Zeit seines Aufenthalts in
Frankfurt im Jahr 2002.
Die zweite
Idee, die in Deutschland nicht angekommen ist, ist der Einsatz von
antizyklischer Fiskalpolitik. Der Abdruck ist im Stabilitäts- und Wachstumspakt
deutlich zu erkennen.
Es ist zwar
einfach eine Theorie, aber Yates möchte trotzdem unterstreichen, dass die jüngste
deutsche Verhandlungsposition um das Thema Griechenland zum Teil ein Ausfluss
der deutschen isolierten akademischen Tradition ist, völlig verlassen vom
modernen Denken.
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