Nach dem
bemerkenswerten Einbruch der Ölpreise lohnt es sich, das Augenmerk wieder auf
die US-Staatsanleihen zu richten. Denn die Rendite der US-Treasuries mit 10 und
30 Jahren Laufzeit ist inzwischen weiter gefallen.
Der starke
Rückgang der weitweit wichtigen Zinsen findet trotz der allmählichen Erholung
der US-Wirtschaft statt. Obwohl die Zeichen sich mehren, dass die
amerikanische Wirtschaft sich wieder in Richtung Wachstumspfad bewegt, verharren
die Renditen der Staatsanleihen auf einem historisch sehr niedrigen Niveau.
Was ist der
Grund? Es ist die Laufzeitprämie (term premium), die für den grössten Rückgang der Rendite der US-Staatsanleihen
verantwortlich ist, ist im iMFdirect Blog zu lesen.
Die
Laufzeitprämie ist sogar seit Jahresbeginn tatsächlich negativ.
Das ist im historischen Vergleich ein Störfaktor.
Was geht
eigentlich vor? Es ist eine Kombination von Faktoren, die dazu beitragen, eine
vernüftige Erklärung zu liefern.
Die Rendite
der US-Staatsanleihen mit 10 und 30 Jahren Laufzeit, Graph: iMFdirect
Manche
denken, dass die langfristige Inflation in den USA dauerhaft unter dem Zielwert
von 2% der US-Notenbank verbleibt. Die Investoren halten demnach an langfristigen
Anleihen fest und fordern weniger Entschädigung (premium) für die zukünftige
Inflation.
Laufzeitprämie
der US-Staatsanleihen mit 10 und 30 Jahren Laufzeit, Graph: iMFdirect
Die
Verfasser des Beitrags im iMFdirect vertreten aber die Meinung, dass die Inflationserwartungen
(basierend auf Umfrage-Ergebnissen) sich zuletzt kaum bewegt haben.
Eine weitere
Möglichkeit ist die steigende Risikoaversion. Mit Ereignissen in der Ukraine,
Griechenland und den Nahen Osten scheinen Investoren, eine risk-off Position zu
bevorzugen, mit Blick auf sichere und liquidere Anlagen.
Das mag zum
Teil zutreffen, so die Autoren. Aber die gegenwärtig ungewöhnlich niedrigen
UST-Renditen scheinen inkongruent mit Volatilität am Markt.
Andererseits
führt die QE-Politik in einigen grossen Industrieländern zu einem Mangel an
sicheren Anlagen. Während die grössten Zentralbanken in den USA, Japan,
Grossbritannien und der Eurozone Staatspapiere aufkaufen, nimmt der Bestand an
sicheren Wertschriften tendenziell ab, was die Bond-Preise in die Höhe und die
Renditen in den Keller treibt.
Die Rendite
der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren (0,32%) Laufzeit ist immerhin rund 166 Basispunkte niedriger als die der US-Staatsanleihen (1,99%) mit der entsprechenden
Laufzeit. Auch die japanischen Staatsanleihen (JGB) rentieren mit 0,39% auf 10
Jahre hinaus deutlich tiefer als die US-Treasuries. Das heisst, dass die UST
attraktiver sind als die vergleichbaren Papiere in anderen grossen
Volkswirtschaften.
Dazu kommt,
dass der US-Dollar zur Zeit zur Stärke neigt. Jack Lew, der US-Finanzminister sagte neulich, dass er wie seine Vorgänger der Ansicht sei, dass ein starker
US-Dollar Wechselkurs im Interesse der US-Wirtschaft ist.
Die
Rendite-Differenz in Verbindung mit den oben erwähnten Faktoren legt nahe, dass
das Kapital weiterhin in den Markt für US-Staatsanleihen zufliesst und den
Druck auf die Renditen aufrechterhält.
Es gibt also
kein Rätsel in Bezug auf die niedrigen Renditen der Staatspapiere. Wichtiger
ist, sich Gedanken über die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität zu
machen und was geschieht, wenn die Fed beginnt, die Zinsen wieder anzuheben. Wie sieht die Reihenfolge aus? Zunächst Zinserhöhung und dann die Rückführung der QE-Politik, oder umgekehrt?
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