Freitag, 13. Februar 2015

Warum fallen die Renditen der US-Staatsanleihen?

Nach dem bemerkenswerten Einbruch der Ölpreise lohnt es sich, das Augenmerk wieder auf die US-Staatsanleihen zu richten. Denn die Rendite der US-Treasuries mit 10 und 30 Jahren Laufzeit ist inzwischen weiter gefallen.

Der starke Rückgang der weitweit wichtigen Zinsen findet trotz der allmählichen Erholung der US-Wirtschaft statt. Obwohl die Zeichen sich mehren, dass die amerikanische Wirtschaft sich wieder in Richtung Wachstumspfad bewegt, verharren die Renditen der Staatsanleihen auf einem historisch sehr niedrigen Niveau.

Was ist der Grund? Es ist die Laufzeitprämie (term premium), die für den grössten Rückgang der Rendite der US-Staatsanleihen verantwortlich ist, ist im iMFdirect Blog zu lesen.

Die Laufzeitprämie ist sogar seit Jahresbeginn tatsächlich negativ. Das ist im historischen Vergleich ein Störfaktor.

Was geht eigentlich vor? Es ist eine Kombination von Faktoren, die dazu beitragen, eine vernüftige Erklärung zu liefern.


Die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 und 30 Jahren Laufzeit, Graph: iMFdirect


Manche denken, dass die langfristige Inflation in den USA dauerhaft unter dem Zielwert von 2% der US-Notenbank verbleibt. Die Investoren halten demnach an langfristigen Anleihen fest und fordern weniger Entschädigung (premium) für die zukünftige Inflation.


Laufzeitprämie der US-Staatsanleihen mit 10 und 30 Jahren Laufzeit, Graph: iMFdirect

Die Verfasser des Beitrags im iMFdirect vertreten aber die Meinung, dass die Inflationserwartungen (basierend auf Umfrage-Ergebnissen) sich zuletzt kaum bewegt haben.

Eine weitere Möglichkeit ist die steigende Risikoaversion. Mit Ereignissen in der Ukraine, Griechenland und den Nahen Osten scheinen Investoren, eine risk-off Position zu bevorzugen, mit Blick auf sichere und liquidere Anlagen.

Das mag zum Teil zutreffen, so die Autoren. Aber die gegenwärtig ungewöhnlich niedrigen UST-Renditen scheinen inkongruent mit Volatilität am Markt.

Andererseits führt die QE-Politik in einigen grossen Industrieländern zu einem Mangel an sicheren Anlagen. Während die grössten Zentralbanken in den USA, Japan, Grossbritannien und der Eurozone Staatspapiere aufkaufen, nimmt der Bestand an sicheren Wertschriften tendenziell ab, was die Bond-Preise in die Höhe und die Renditen in den Keller treibt.

Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren (0,32%) Laufzeit ist immerhin rund 166 Basispunkte niedriger als die der US-Staatsanleihen (1,99%) mit der entsprechenden Laufzeit. Auch die japanischen Staatsanleihen (JGB) rentieren mit 0,39% auf 10 Jahre hinaus deutlich tiefer als die US-Treasuries. Das heisst, dass die UST attraktiver sind als die vergleichbaren Papiere in anderen grossen Volkswirtschaften.

Dazu kommt, dass der US-Dollar zur Zeit zur Stärke neigt. Jack Lew, der US-Finanzminister sagte neulich, dass er wie seine Vorgänger der Ansicht sei, dass ein starker US-Dollar Wechselkurs im Interesse der US-Wirtschaft ist.

Die Rendite-Differenz in Verbindung mit den oben erwähnten Faktoren legt nahe, dass das Kapital weiterhin in den Markt für US-Staatsanleihen zufliesst und den Druck auf die Renditen aufrechterhält.

Es gibt also kein Rätsel in Bezug auf die niedrigen Renditen der Staatspapiere. Wichtiger ist, sich Gedanken über die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität zu machen und was geschieht, wenn die Fed beginnt, die Zinsen wieder anzuheben. Wie sieht die Reihenfolge aus? Zunächst Zinserhöhung und dann die Rückführung der QE-Politik, oder umgekehrt?


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