Freitag, 5. November 2010

Wie funktioniert QE?

Die US-Notenbank (Fed) hat am Mittwochabend angekündigt, für 600 Mrd. $ US-Treasury Bonds bis Mitte 2011 zu kaufen. Wie funktioniert aber der Kauf von Staatsanleihen in diesem Umfang? Die Fed legt einen Ablaufplan vor. Im Rahmen dieses Ablaufprogramms (schedule) hat der FOMC (der geldpolitische Ausschuss der Fed) dem „Open Market Trading Desk“ (kurz „Desk“) einen Auftrag zugewiesen. Der „Desk“ wird eine Operation pro Tag an Werktagen durchführen. Es kann aber vorkommen, dass der „Desk“ gelegentlich entweder keine Operation oder mehrere Operationen durchführt. Die zukaufenden Anleihen haben laut Fed eine durchschnittliche Duration von zwischen 5 bis 6 Jahren. Der „Desk“ wird im Einklang mit seinem bisherigen Kauf-Auftrag von US-Treasury Bonds mit „Primary Dealers“ (Primärhändler) Vereinbarungen treffen, und zwar durch eine Reihe von „mehrteiligen-preislichen wettbewerblichen“ Versteigerungen (Auktionen), indem das Fed-Trade System verwendet werden wird. Die Händler (z.B. Goldman Sachs, Morgan Stanley, Deutsche Bank usw.) werden aufgefordert, entweder für sich oder im Auftrag ihrer Kunden Verkaufs-Offerten zu bieten.


US-Treasury Bonds (10 Jahre) Rendite, Graph: Fed St. Louis

Die Primary Dealers werden also im Wettbewerb miteinander stehen. Während die Fed versuchen dürfte, die besagten Anleihen zu einem tieferen Kurs zu kaufen, werden die Banken bemüht sein, einen höheren Preis durchzusetzen. Da die Banken im Voraus wissen, wie viel Staatsanleihen die Fed kaufen will, werden sie im Vorfeld der Auktionen Anleihen kaufen, mit der Absicht, sie mit Gewinn an die Fed zu verkaufen, wie Felix Salmon in seinem Blog bei Reuters bemerkt. Nachdem die Banken Gewinn realisiert haben, werden sie Boni an ihre Mitarbeiter auszahlen. Der Rest wird Aktionären zufliessen. Auf diese Weise wird aber Arbeitslosen kaum geholfen sein.

Die Fed wird nicht mehr Treasury Bonds kaufen als das Schatzamt ausgibt. Die US-Notenbank wird also nicht viele Investoren von US-Staatsanleihen veranlassen können, die Anleihen zu verkaufen. Deswegen muss die Fed so hohe Preise bieten, dass die Investoren einfach nicht „nein“ sagen können. Die Verkäufer dürften andererseits mit dem Erlös Hypotheken-Bonds von staatlichen Finanzierungsgesellschaften kaufen, welche genau so sicher gelten wie die US-Treasury Bonds und sogar höhere Renditen bieten. Die Gelder dürften also nicht für den Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs ausgegeben werden. Das Ziel der Fed is daher, die Renditen der Anleihen zu drücken, sodass niedrige Zinsen sich in grössere wirtschaftliche Aktivitäten durchschlagen. Die 600 Mrd. $ werden also nicht direkt in der Realwirtschaft ausgegeben. Aus diesem Grund schätzt Brad DeLong den Wert der Anleihekäufe auf rund 7 Mrd. $ für die Wirtschaft. Die Fed versucht, auf die Zinsen Einfluss zu nehmen, und nicht direkt die Nachfrage anzukurbeln.

Woher kommt aber das Geld? Die Antwort: Seit der Aufgabe der Goldbindung in den 1970er Jahren sind die nationalen Notenbanken für die Stabilität des Geldes durch die Zinspolitik verantwortlich. In diesem Zusammenhang spricht man von Fiatgeld. In einem System mit Fiatgeld hat das Geld als gesetzliches Zahlungsmittel ein Monopol. Die Notenbanken können Geld drucken, wie sie wollen. In den USA ist es aber nicht die Fed, die das Geld druckt, sondern das  US Mint. Die Fed verteilt das Zahlungsmittel für das US-Finanzministerium, welches es druckt. Die Fed scheint mit QE II Wall Street zu fördern als Main Street, wie Shahien Nasiripour in einem langen Essay in Huffington Post bemerkt. „Es ist empörend, dass die Banken dem Staat mehr Kredit vergeben als allen gewerblichen und industriellen Kreditnehmern zusammen. Es sieht so aus, als ob Bernankes Geldpolitik die breite Masse der amerikanischen Bevölkerung nicht unterstützt“, fasst Felix Salmon zusammen.

Wer mehr Einzelheiten für den Ablauf der Anleihekäufe braucht, kann sich in  FAQs (purchases of longer-term treasury securities) der Fed einlesen. In einem weiteren Statement (Hinweise bezüglich der Anleihenkäufe) gibt die US-Notenbank weitere Informationen.

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