Freitag, 12. November 2010

Negative Basis Trades für Irland

Anleger sind besorgt um die finanzielle Stabilität Irlands. Der Risikoaufschlag zu deutschen Anleihen hat sich aber heute Nachmittag von 6,5% auf 5,6% verringert. Interessant ist ferner, dass der 5-Jahre Asset Swap Spread (ASW) für Irland heute die vergleichbare Credit Default Swaps (CDS) übertroffen hat. Das heisst, dass die Spreads im CDS-Markt niedriger gehandelt werden als im Cash-Markt, wie  FT Alphaville berichtet. Die Inversion ist bereits am Mittwoch geschehen, kurz nachdem das Clearing House  LCH.Clearnet von seinen Mitgliedern gefordert hatte, mehr Bargeld für den Handel mit irisischen Staatspapieren locker zu machen. Das bedeutet eigentlich eine Haircut-Erhöhung. Es ist aber bemerkenswert, dass die CDS-Risikoaufschläge dem signifikanten Anstieg der Bond-Spreads nicht in einer ähnlichen Grössenordnung gefolgt sind. Der Bewertungsabschlag des Clearing Houses hat irische Banken veranlasst, Staatsanleihen Irlands zu verkaufen, um zusätzlich mehr Cash zu schaffen, damit sie eine Abwicklung (Auflösung) ihrer Repo-Geschäfte vermeiden können.


Irish-German 10Y Spread, Graph: Bloomberg.com

Da die CDS-Prämien nicht so stark geklettert sind, eröffnet die Handelsspanne Gelegenheit für „Negative Basis Trades“. Die CDS-Prämien für Irlands Staatspapiere sind laut Markit zuletzt um 60 Basispunkte auf 535 Basispunkte gefallen.

Negative Basis Trades bedeutet Kauf einer Anleihe und dann Kauf einer Versicherung (d.h. CDS) auf die Anleihe, wenn erst mal die Spreads im CDS-Markt niedriger sind als die im Cash-Markt. Der Trade ist eigentlich ein Arbitrage-Geschäft, um von der Differenz zwischen den Spreads zu profitieren. Das ganze Geschäft ist aber nicht risikofrei. Negative Basis Trades wurden während der Finanzkrise zuhauf abgeschlossen, indem die Banken zunächst die Anleihen und dann die CDS auf die Anleihen von den heute nicht mehr existierenden, berühmt-berüchtigten Monoliners (Versicherungsgesellschaften, die die Coupon-Zahlungen von Bonds garantieren, wie z.B. Ambac, MBIA usw.) erworben haben. Die Trades sind damals spektakulär eingestürzt.

Der Gläubiger hat i.d.R. ein Interesse daran, dass der Kreditnehmer überlebt, also nicht pleitegeht. Seit es aber solche Dinge wie CDS gibt, ist das nicht mehr der Fall. Dieses Phänomen nennt man im Jargon des Finanzmarktes „empty creditor“. Wenn eine Anleihe günstiger (billiger) gehandelt wird als die Risikoprämien der Credit Default Swaps (CDS) auf die Anleihe, kauft der Spekulant die Anleihe und die CDS auf die Anleihe, um „risikofreie“ Carry abzusichern. Wenn z.B. eine Anleihe mit 5 Jahren Laufzeit mit einem Spread von 500 Basispunkten gehandelt wird, während die CDS mit 5 Jahren Laufzeit auf die Anleihe einen Risikoaufschlag von 480 Basispunkte aufweist, ergibt sich daraus ein Carry von 20 Basispunkten. Mit einem 25-fachen Leverage lässt sich daraus ein Carry von 5%+ erzielen. Der ganze Deal wird als „risk-free“ bezeichnet, weil der Spekulant im Falle eines Zahlungsausfalls (default) der Anleihe, zwar auf die Anleihe verliert, aber an CDS gewinnt. Der Deutschen Bank wird nachgesagt, mit Negative Basis Trades u.a. an der Insolvenz von  Lyondell Chemical auf diese Weise Geld gemacht zu haben.


Keine Kommentare: