Die Fed
behält den Satz für kurzfristige Zinsen (fed
funds rate) seit Dezember 2008 nahe null, um die Wirtschaft anzukurbeln und
Deflation vorzubeugen.
Die Erholung
der Wirtschaft erfolgt aber relativ träge, obwohl Anzeichen sich inzwischen mehren,
dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt sich allmählich verbessert und das Risiko
von Deflation abgenommen hat.
Dennoch
bleibt die Geldpolitik, v.a. in Form von unkonventionellen Mitteln umstritten.
Die Warnungen in Bezug auf die vermeintlichen Inflationsrisiken wegen der
anhaltend lockeren Geldpolitik sind jedoch fadenscheinig, wie Ben Bernanke in seinem aktuellen Blog-Eintrag unterstreicht.
Die Gegner
der akkommodierenden Geldpolitik richten das Augenmerk nun darauf, dass
anhaltend niedrige Nominalzinsen Risiken für die Finanzstabilität bedeuten,
z.B. dadurch, dass Preisblasen und Verzerrungen an den Finanzmärkten entstehen
oder durch Anregung von übermässiger Kreditschöpfung.
Daraus
ergibt sich die Frage, ob die Geldpolitik die Risiken für die
Finanzmarktstabilität mitberücksichtigen soll oder nicht. Angesichts der
jüngsten Erfahrungen muss die Stabilität des Finanzsystems ernst genommen
werden. Aber die Geldpolitik als Mittel zur Bewältigung dieser Bedrohungen ist
alles andere als ideal, hebt der ehemalige Fed-Präsident hervor:
(1) Geldpolitik
ist ein stumpfes Werkzeug: Denn sie hat eine breite Auswirkung auf die
Wirtschaft und Finanzmärkte. Der Versuch, mit Geldpolitik eine
Vermögenspreisblase (asset price bubble)
aufzuplatzen, hätte viele unerwünschte Nebeneffekte.
(2) Geldpolitik kann nur so
viel tun: In dem Ausmass, wie sie zur Verringerung der Risiken für die
Finanzstabilität umgeleitet wird, stünde sie nicht zur Verfügung, ihre
kurzfristigen Ziele Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu erlangen.
Aus diesen
Gründen wiederholt Bernanke seine Argumente aus seiner Amtszeit als Fed-Chef,
dass es besser sei, auf gezielte Massnahmen zu setzen, um die Finanzstabilität zu
fördern, wie z.B. durch Regulierung und Aufsicht. Dazu zählt auch der „makroprudenzielle“
Ansatz zur Finanzaufsicht und Regulierung.
Die Fed hat
im Sog der schwerwiegenden Konsequenzen der Finanzkrise von 2008 begonnen, die
Entwicklungen im Finanzsystem als Ganzes regelmässig zu überwachsen und zu
bewerten. Die Banken werden beispielsweise angehalten, mehr Eigenkapital und
Cash zu halten. Mit dem regelmässigen Einsatz von „Stresstests“ wird zudem
beobachtet, um die Banken stark genug sind, um schwere wirtschaftliche und
finanzielle Schocks zu widerstehen.
Bernanke
legt dann nahe, dass eine Kosten-Nutzen Gewichtung notwendig sei. Auch wenn die
anhaltend lockere Geldpolitik den Vorteil habe, das Risiko einer zukünftigen
Krise zu senken, hat sie den Nachteil, dass die Beschäftigung und die Inflation
vom kurzfristigen Zielwert der Notenbank wegkommen.
Die
Zentralbanken sollen Geldpolitik nicht einsetzen, um die Risiken für die
Stabilität des Finanzsystems zu verringern, hält Bernanke als Fazit fest.
PS: Lars Svensson hat in einer lesenserten Forschungsarbeit
unterstrichen, warum eine Kosten-Nutzen Analyse der Geldpolitik wichtig ist.
Svensson
war in seiner Funktion als Vize-Präsident der schwedischen Notenbank (Riksbank) gegen die Entscheidungen der
Bank, die Zinsen 2010 und 2011 mit dem Hinweis auf Besorgnisse in Sachen
Finanzmarktstabilität zu erhöhen, obwohl die Inflation voraussichtlich
unterhalb des Zielwertes der Riksbank blieb und die Arbeitslosigkeit deutlich auf hohem Niveau verharrte.
Svensson fand aber wenig Unterstützung für seine Position innerhalb von
Risksbank, sodass er später zurücktrat. Während die Wirtschaft weiter
geschrumpft ist, hat sich der Rückgang der Inflation inzwischen fortgesetzt.
Die Riksbank war gezwungen, angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit die Zinsen
wieder zu senken. Der Deflationsdruck hat unterdessen so stark zugenommen, dass
die schwedische Zentralbank die Zinsen auf minus 0,25% hat senken müssen. Und
zugleich hat sie ein Anleihekauf-Programm auf dem offenen Markt angekündigt. Fazit:
Ironischerweise hat die Riskbank mit der vorzeitigen Zinserhöhung ihr Ziel weit verfehlt und damit der
gesamten Wirtschaft einen Bärendienst geleistet.
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