McDonald’s hat
am Donnerstag eine Lohnerhöhung für 90‘000 Angestellte in den USA angekündigt.
Die Fastfood-Kette war zuletzt wegen der Niedriglöhne der Mitarbeiter unter
Kritik geraten. Im Vorfeld gab es Proteste und Streiks.
Die
Lohnerhöhung ist an sich keine grosse Sache. Aber es zeigt, dass die jüngste
Ankündigung wie die Lohnerhöhung durch Wallmart vor ein paar Monaten möglicherweise
zumindest ein Vorbote einer wichtigen Änderung der US-Arbeitsbeziehungen ist,
bemerkt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („Power and
Paychecks“ ) am Freitag in NYTimes.
Vielleicht
ist es doch nicht so schwer, amerikanischen Arbeitern eine Gehaltserhöhung zu
bieten, erklärt der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor: Die
meisten Leute würden sicherlich zustimmen, dass stagnierende Löhne, und im
weiteren Sinne die schrumpfende Zahl der Arbeitsplätze, die den Mittelklasse-Status
unterstützen können, grosse Probleme für das Land sind.
Die
allgemeine Einstellung auf den Verfall der guten Arbeitsplätze ist aber
fatalistisch, legt Krugman dar: Geht es nicht um Angebot und Nachfrage? Haben arbeitssparende
Technologien und der globale Wettbewerb es nicht unmöglich gemacht, die
Arbeitnehmer angemessen zu entlöhnen? Ausser, dass sie sehr gut ausgebildet
sind.
Seltsamerweise
ist es aber so, dass Sie, je mehr Sie über die Arbeitsökonomie wissen, desto
weniger geneigt sind, diesen Fatalismus zu teilen, legt Krugman dar. Zum einen
wird der globale Wettbewerb überschätzt, als ein Faktor für die Arbeitsmärkte.
Und die Evidenz, dass die Technologie die Löhne nach unten druckt ist weniger klar als das ganze Gerede
über die „Qualifikationslücke“ („skills
gap“) vermuten lässt.
Noch
wichtiger ist die Tatsache, dass der Markt für Arbeit nicht funktioniert wie
der Markt für Sojabohnen oder Schweinebäuchen. Arbeiter sind Menschen;
Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind viel komplizierter als
die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage.
Und diese
Komplexität bedeutet, dass es noch viel mehr Spielraum für die Lohnbildung gibt
als die herkömmliche Weisheit glauben macht. Wir können uns in der Tat höhere
Löhne leisten, wenn wir wollen, hält Krugman als Fazit fest.
Nehmen wir
an, dass wir durch Erhöhung von Mindestlöhnen die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer
verbessern, damit sie sich einfacher organisieren können, mit dem Ziel der
Vollbeschäftigung, nicht nach Gründen suchend, die Erholung der Wirtschaft
trotz niedriger Zinsen zu drosseln.
Nachdem, was
wir über die Arbeitsmärkte wissen, mag das Ergebnis überraschend gross sein,
weil ein mässiger Schub ausreichen würde, die meisten amerikanischen
Unternehmen zu überzeugen, sich von der
Niedriglohnstrategie abzuwenden, die in der Gesellschaft seit vielen Jahren vorherrscht.
Die
Lohnerhöhungen bei Walmarkt und McDonalds (die auf einem angespannten
Arbeitsmarkt mit Aktivisten-Druck im Hintergrund herbeigebracht wurden) liefern
einen kleinenVorgeschmack dafür, was auf einem erheblich grösseren Massstab
passieren könnte. Es gibt keine Ausrede für Fatalismus in Sachen Lohnwachstum. „Wir
können amerikanischen Arbeitnehmern eine Gehaltserhöhung geben, wenn wir es wollen“,
fasst Krugman als Schlussfolgerung zusammen.
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