Die schwedische Zentralbank hat Zinsen weiter gesenkt: Der Leitzins wurde um 0,10%
auf minus 0,25% reduziert. Zugleich
hat die Riksbank gestern in Stockholm mitgeteilt, dass sie den Ankauf von
Staatsanleihen auf 30 Mrd. SEK (rund 3,2 Mrd. EUR) erhöhen will. Im Februar hatte sie
noch ein Anleihekaufprogramm von 10 Mrd. SEK angekündigt.
Die Riksbank
versucht, mit unkonventionellen Massnahmen wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Zentralbank von Dänemark die Deflationsgefahr abzuwehren. Die SEK hat im vergangenen Monat um
4% gegenüber dem EUR an Wert gewonnen. Die schwedische Inflationsrate hat zum
ersten Mal seit sieben Moanten im Februar annualisiert einen positiven Wert
verbucht.
Die Riksbank
will nach eigenen Angaben minus 0,25% bis in die zweite Jahreshälfte von 2016
beibehalten. Bemerkenswert ist, dass Per
Jansson, Vize-Gouverneur der Riksbank vor zwei Tagen in einem Interview
(„Krugman is told to read more, write
less“) mit Bloomberg versucht hat, die unhaltbare Geldpolitik zu
verteidigen. Gemeint ist die Straffung der geldpolitischen Zügeln im Sommer
2010 bzw. Sommer 2011, als die schwedische Zentralbank die Zinsen von 0,25% auf
2% anhob.
Dass das ein
Armutszeugnis ist, erläutert Lars E.O.
Svensson, der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Riksbank in seinem Blog ausführlich.
Riksbank:
Schweden‘s Leitzinsen, Graph: WSJ
Die
Inflationsprognose der Riksbank war damals unter dem Inflationsziel und die
Prognose für die Arbeitslosenquote lag über der Schätzung der Riksbank von einer
langfristig nachhaltigen Rate, unterstreicht der an der Universität Stockholm lehrende Wirtschaftsprofessor.
In einer
solchen Situation ist Lockerung, nicht Straffung der Geldpolitik die richtige
Massnahme, weil erst dadurch ermöglicht wird, dass sich eine Zentralbank ihrem
Zielwert annähert. Eine Zinserhöhung bringt die Zentralbank weit weg vom
erstrebten Ziel. Und die damals eingesetzte Geldpolitik ist daher unhaltbar,
hebt Svensson hervor.
Wie in der
folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, waren die Prognosen für Inflation
und Arbeitslosigkeit durch die Fed und die Riksbank
sehr ähnlich. Angesichts der ähnlichen Erwartungen hat die Fed mit der
Lockerung der Geldpolitik richtig gehandelt. Die Riksbank hingegen hat die
Zinsen wider besseren Wissens erhöht.
Prognosen
(Inflation und Arbeitslosigkeit) von Fed und Riksbank im Vergleich, Graph: Prof. Lars E.O. Svensson
Jansson’s Aussage im Bloomberg-Interview, dass Paul Krugman vorerst die Fakten studieren müsse, um Riksbank öffentlich zu kritisieren,
überzeugt daher nicht, hält Svensson
als Fazit fest.
BIP im
Vergleich: USA versus Schweden, Graph:
Prof. Lars E.O. Svensson
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