Samstag, 4. April 2015

Der abnehmende Kapitaleinsatz pro Arbeitnehmer

Eine aktuelle Studie, vorgelegt durch die Fed Atlanta, unterstreicht, dass das wirtschaftliche Wachstum in den USA in den vergangenen Jahren vielmehr vom Wachstum in den geleisteten Arbeitsstunden (in erster Linie durch das Beschäftigungswachstum) getragen wurde als vom Wachstum der Produktion gemessen in Arbeitsstunden (d.h. der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität).

Zum Beispiel belief sich die Produktion im Business Sektor in den vergangenen drei Jahren auf 3% pro Jahr. Die Arbeitsproduktivität hat daran einen Anteil von nur 0,75%. Der Rest geht in erster Linie auf das Beschäftigungswachstum zurück.

Die jüngsten Daten der Arbeitsproduktivität stehen im starken Gegensatz zu den historischen Erfahrungen. Die Arbeitsproduktivität des Geschäftssektors ist in den vergangenen Jahren im Durchschnitt um 1,4% gestiegen. Dies liegt weit unter den Arbeitsproduktivitätssteigerungen von 3% pro Jahr während der Boom-Zeit der Informationstechnologie von Mitte der 1990er Jahre bis Mitte der 2000er Jahre.

Die Abbildung lässt den Schluss zu, dass ein Hauptgrund für das schleppende durchschnittliche Wachstum der Arbeitsproduktivität die Investitionen sind, die mit dem Wachtum der Arbeitsstunden nicht Schritt halten können. Das heisst im Klartext, dass die Kapitalausstattung rückläufig ist. Ein abnehmender Kapitaleinsatz pro Arbeitnehmer ist aber i.d.R. ungewöhnlich, so der Autor der Studie.


Zusammensetzung der Arbeitsproduktivität, Graph: John Robertson Fed Atlanta

Die anhaltende Schwäche in der Arbeitsproduktivität ist v.a. in Bezug auf das Wirtschaftswachstum und die Lohn- und Preisinflation kritisch. Ein stärkerer Produktivitätszuwachs impliziert nämlich ein erhöhtes Stundenlohnwachstum, da die Lohnstückkosten einen wichtigen Faktor in Sachen Preisfestsetzung in der Wirtschaft darstellen.


Zusammensetzung der Lohnstückkosten, Graph: John Robertson Fed Atlanta

Die Lohnstückkosten waren im Zeitraum von 1975 bis 1984 hoch, weil das Arbeitsproduktivitätswachstum mit dem Lohnwachstum nicht Schritt halten konnte.  Im Gegensatz dazu sind die Lohnstückkosten seit den 1980er Jahren im Durchschnitt relativ niedrig und stabil gewesen, was durch Arbeitsproduktivitätssteigerungen weitgehend ausgeglichen wurde, hebt John Robertson hervor.

Ein Anstieg des Lohnwachstums ohne eine Wiederbelebung der Arbeitsproduktivität stellt aber ein Aufwärtsrisiko für die Inflationsaussichten dar, hebt der Autor zum Schluss hervor.

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