Dienstag, 28. April 2015

Beschäftigungswachstum ohne Wirtschaftswachstum

Die britische Wirtschaft ist von Januar bis März so wenig gewachsen wie seit Ende 2012 nicht. Das BIP ist im ersten Quartal 2015 nur noch um 0,3% zum Vorquartal gestiegen. Ende 2014 war die Wirtschaft noch um 0,6% gewachsen.

Wir haben die langsamste Erholung von einer Rezession seit der Datenerhebung, die zum grossen Teil auf die restriktive Fiskalpolitik zurückzuführen ist, obwohl es keinen Druck im Markt gegeben hat, so zu handeln, bemerkt Simon Wren-Lewis in seinem Blog.

Die Anhänger der britischen Koalitionsregierung mögen denken, dass das Beschäftigungswachstum sehr stark ist. Das ist jedoch fast so absurd wie die Rechtfertigung der wirtschaftlichen Erholung von 2013 mit dem Hinweis auf die Austeritätspolitik, unterstreicht der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.


Grossbritanniens BIP, Graph: ONS Office for National Statistics

Um zu sehen, warum es lächerlich ist, braucht man nur zu beachten, dass die Arbeitsproduktivität per Definition (output geteilt durch die Beschäftigung) ist und der Lebensstandard auf mittlere bis lange Sicht weitgehend von der Produktivität bestimmt wird.

Der Versuch, starkes Beschäftigungswachsum trotz Mangel an Wirtschaftswachstum sich zum Verdienst anzurechnen, bedeutet daher, die Urheberschaft für das schwache Produktivitätswachstum allein zu beanspruchen.

Im Fall Grossbritannien gilt es sogar zu beachten, dass es in den letzten fünf Jahren praktisch kein Produktivitätswachstum gegeben hat. Das Ganze läuft also darauf hinaus, wie wenn man den Mangel an Wachstum für das Realeinkommen sich selbst anschreiben lassen würde.

Was zählt, ist Output, nicht Beschäftigung. Beschäftigungswachstum aufgrund von Produktionswachstum ist gut, aber Beschäftigungswachstum ohne Wirtschaftswachstum ist nicht gut, hält Wren-Lewis als Fazit fest.

PS: Interessant ist natürlich, folgendes zu beobachten: Wenn die geringe Produktivität auf die Unternehmen zurückzuführen ist, die mehr Arbeit und dafür weniger Kapital einsetzen, weil die Löhne infolge der Rezession und der Austeritätspolitik geschrumpft sind, dann gibt es wahrscheinlich einen Zusammenhang zwischen der Austerität und der schwachen Produktivität.


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