Dienstag, 21. April 2015

Notenbankgeldmenge und Permahawks

Die SNB präsentiert heute die folgende Abbildung, die den Verlauf der Notenbankgeldmenge in der Schweiz im Sog der Finanzkrise von 2008 zeigt.

Was bemerkenswert ist, dass die Geldbasis (monetary base) von 44 Mrd. CHF im Jahr 2007 auf 444 Mrd. CHF im Jahr 2015 gestiegen ist. Das ist ein Anstieg um das 10-fache.

Während die Permahawks einen kräftigen Inflationsschub voraussagten, ist genau das Gegenteil geschehen. Die Inflation ist gesunken, inzwischen sogar unter die Null-Marke gerutscht.

Gemessen am CPI beträgt die Inflationsrate in der Schweiz heute -0,9% und gemessen am PPI sogar -3,4%.

Warum ist aber die Inflation nicht gestiegen? Die Antwort liefert die Theorie der Liquiditätsfalle. Die Geldbasis ist zwar durch die Decke geschossen, aber die Geldmenge nicht.


Schweizer Notenbankgeldmenge, Graph: SNB in Monthly Statistical Bulletin, April 2015

Zugleich ist es interessant, zu beobachten, dass die SNB die Guthaben der Banken auf den Girokonten nicht verzinst hat. Warum ist das beachtenswert?

Martin Feldstein hat in einem Artikel („Why is US inflation so low?“) in Project Syndicate argumentiert, dass die Inflation in den USA (trotz der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, d.h. der QE-Politik) nicht gestiegen ist, weil die Fed die Guthaben der Banken verzinse.

Zur Erinnerung: Die Fed zahlt auf die Guthaben der Banken einen Zins von 0,25 Prozent (IOER).

Die Tatsache, dass die SNB die Guthaben auf den Girokonten (per März 2015: 378,3 Mrd. CHF) nicht nur verzinst, sondern den Zins darauf per 22 Januar 2015 auf minus 0,75% gesenkt hat, bestätigt die Gültigkeit der Liquiditätsfalle. Es hätte also nicht zu einem Anstieg der Inflation in den USA geführt, wenn die Fed die Überschussreserven der Banken bei der US-Notenbank nicht verzinst hätte.

Um das Thema abzurunden: Nicht die Wirtschaftstheorie ist gescheitert, sondern konservative Wirtschaftswissenschaftler, die getrieben von der Inflation-Paranoia auf die Minimierung der Rolle des Staates fokussieren.

Paul Krugman hat die Liquiditätsfalle 1998 in einer Forschungsarbeit vorgestellt und erläutert, warum ein Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht inflationär wirkt, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bei Zinsen nahe Null gedrückt bleibt.

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