Im aktuellen
World Economic Outlook nimmt sich der IWF
des Themas an, warum Investitionen so schwach sind. Es ist eine Frage, worüber in
den Nachwirkungen der Finanzkrise immer noch kontrovers diskutiert wird.
Es gibt im
Wesentlichen zwei Ansichten: Die eine besagt, dass es mit Vertrauen zu tun hat,
weshalb zu wenig investiert werde. Es mangelt an Vertrauen, weil die
öffentliche Verschuldung so hoch ist, so die Behauptung. Notwendig seien daher
Strukturreformen.
Die andere
Ansicht legt dar, dass Investitionen so schwach sind, weil die Wirtschaft so schwach
ist. Die privaten Haushalte sind mit dem Schulden-Abbau (deleveraging)
beschäftigt, während die Haushaltskonsolidierung auf dem Wirtschaftswachstum
laste, womit Anreize zur Kapazitätserweiterung verloren gehen. Der
Akzelerator-Effekt führt zu geringeren Investitionen, die das Wachstum weiter
reduzieren.
Der IWF
unterstützt im Chapter 4 die zweite Ansicht, ohne mit der Wimper zu zucken.
Um mit dem
Problem der umgekehrten Kausalität (schwache Investitionen führen zum schwachen
Wachstum und umgekehrt) fertig zu werden, verwendet der IWF einen „instrumental variables“-Ansatz, wie Paul Krugman in seinem Blog erläutert.
Das heisst,
dass der IWF die Episoden mit
Wachstumsschwäche unter die Lupe nimmt, die eindeutig von anderen Faktoren
verursacht sind, sodass sicher gesagt werden kann, dass fallende Investitionen ein
Effekt, nicht eine Ursache sind.
Und dieses
Instrument ist Haushaltskonsolidierung (fiscal
consolidation). Das sind Fälle, wo die Ausgabenkürzungen und/oder
Steuererhöhungen die Nachfrage drosseln und damit schwache Investitionen
auslösen.
Was in der
IWF-Analyse explizit nicht zum Ausdruck gebracht wird, ist die Tatsache, dass
damit insgesamt der falsche Glaube in Sachen Haushaltsdefizit wiederlegt und
die umstrittene keynesianische Theorie darüber bestätigt wird.
Der falsche
Glaube sieht nämlich so aus: Haushaltsdefizite verdrängen private Investitionen
(der sog. crowding-out Effekt),
sodass Haushaltskonsolidierung zu höheren Investitionen führt. Der IWF sagt
aber, dass dem nicht so ist: Wenn die Regierung Massnahmen trifft, um das
Haushaltsdefizit zu verringern, fallen Investitionen.
Wenn die
öffentliche Hand Austeritätspolitik
durchführt, versucht sie damit, Netto-Kreditaufnahme zu reduzieren. In der Tat erhöht
die Regierung aber ihre Sparquote. Versuche, die Ersparnisse zu erhöhen, führen
also zu weniger Investitionen. Und das ist die empirische Bestätigung der
Existenz des Sparparadoxon (paradox of thrift).
Das ist
bemerkenswert. Jemand soll es Wolfgang Schäuble erzählen, stichelt Krugman am Schluss als Fazit, völlig zu Recht.
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