Sonntag, 12. April 2015

Was beim Umbau von General Electric wichtig ist

Bereits vor 10 Jahren war General Electric’s (GE) Kreditgeschäft als eine tickende Bombe in aller Munde, schreibt NYTimes in einem lesenswerten Artikel. Nun meldet GE, einer der grössten Mischkonzerne der Welt mit Sitz in New York, Connecticut, dass es sich von seinen Immobilien trennt. Es geht eigentlich um den Verkauf der meisten seiner Darlehen innerhalb seiner Finanzabteilung, nämlich dem GE Capital.

Die Neuausrichtung soll im Jahr 2018 abgeschlossen werden, betont Jeff Immelt, GE-Chef. Das Unternehmen erklärt damit zum Ziel, von jetzt an rund 90% seiner Erlöse aus der Industriespalte zu generieren. Damit wird im Grunde genommen eines der riskantesten Experimente im Finanzwesen zu Ende geführt, was zugleich nahelegt, dass die Regulierung (mit dem Ziel zur Begrenzung von destabilisierenden Finanzpraktiken im Markt) zu greifen beginnt.

Was in der von GE dazu präsentierten Pressemitteilung auffällt, ist das Wort wholesale-funding: GE Capital erwähnt, dass das Business-Modell für wholesale finanzierten Finanzunternehmen sich verändert habe, was es erschwere, hierbei akzeptable Erträge zu generieren.

Unter wholesale-funding versteht man kurzfristige Kreditaufnahme im Interbankengeldmarkt (im Gegensatz zur Geldbeschaffung via Einlagen durch Sparer). Kreditaufnahme für kurze Sicht ist im Markt verlockend, weil es eine billige Finanzierungsquelle für die Kreditgeber ist, die langfristige Schuldtitel begeben. Die Kreditgeber nehmen günstig Geld auf und leihen es zu einem höheren Satz an Unternehmen und Einzelpersonen weiter.


General Electric (GE), damals und heute: GE Capital’s Anteil an gesamten Einnahmen von GE ist seit 2008 von 42% auf 28% geschrumpft, Graph: DealBook NYTimes

GE Capital war ein wesentliches Beispiel für den Aufstieg der Schattenbanken (shadow banking), wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt. Es hat zumeist wie eine Bank agiert und es hat systemische Risiken wie eine Bank ausgelöst. Aber es war effektiv nicht reguliert und hat durch ad-hoc-Vereinbarungen gerettet werden müssen (bail out). Verständlicherweise waren viele Menschen wütend, dass GE Capital’s Verantwortungslosigkeit von den Steuerzahlern gestützt wurde.

Was GE nun in der Tat sagen will, ist, dass es unter gleichen Wettbewerbsbedingungen (level playing field) nicht mehr konkurrieren kann. Das heisst, dass es das Moral-Hazard-Spiel nicht mehr spielen möchte: Denn es lohnt sich nicht, in diesem Geschäft zu bleiben. Es ist ein klarer Beweis dafür, wie Krugman betont, dass die Regulierung eine echte Wirkung entfaltet.

Zumal GE damit zum Ausdruck bringt, nicht mehr als eine „system-relevante Institution“ (systemically important institution) bezeichnet werden zu wollen.




General Electric’s Marktwert (Börsenkapitalisierung), Graph: DealBook NYTimes

GE Capital hatte am Ende des vergangenen Jahres Vermögenswerte (assets) in Höhe von 500 Mrd. USD, was das siebtgrösste Finanzunternehmen des Landes ausmacht, mit 70 Mrd. USD kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten. Die Summe ist zwar wesentlich niedriger als vor der Krise, aber immer noch zu hoch im neuen regulatorischen Umfeld.

Besorgnisserregend ist jedoch Berichten zufolge der Umstand, dass als Käufer der Geschäfte von GE Capital manche Private-Equity Unternehmen in Frage kämen, über die die Regulierungsbehörden kaum Einfluss haben.

Fazit: Die Ankündigung von GE ist eine gute Nachricht aus Sicht der Regulierung.



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