Donnerstag, 9. April 2015

Zehnjährige Schweizer Staatsanleihe mit Negativ-Emissionsrendite

Während die Fed sich anschickt, demnächst die geldpolitische Wende einzuläuten, setzt die EZB die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik um. Mario Draghi hat im vergangenen Monat im Rahmen des Anleihekauf-Programms (offiziell als PSPP genannt) Wertschriften in Höhe von 52,5 Mrd. EUR gekauft.

Und die Schweiz hat gestern eine Staatsanleihe mit 10 Jahren Laufzeit (Juli 24, 2025) zu einer negativen Rendite von -0.055% ausgegeben. Noch nie zuvor hatte ein Staat eine 10-jährige Anleihe (Kupon 1,50%) mit Negativrendite auf einer Versteigerung emittiert.

Auf der Auktion (Aufstockung) der schweizerischen Finanzverwaltung gingen Gebote in Höhe von 410,5 Mio. CHF ein. Zugeteilt wurden 232,5 Mio. CHF.

Eine nicht geringe Anzahl von europäischen Ländern innerhalb und ausserhalb der Eurozone hatten bisher 5-jährige Staatspapiere mit Negativrendite verkauft.

Die SNB hat im Januar 2015 den Mindestkurs (1,20 CHF per EUR) aufgehoben und einen Zinssatz von minus 0,75% auf Guthaben auf den Girokonten der Geschäftsbanken bei sich eingeführt.


Die durchschnittliche Rendite bei Auktionen von Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit; die Schweiz und Deutschland im Vergleich, Graph: WSJ

Die Schweiz ist nun offiziell der einzige Staat (zumindest) in Europa, der von Investoren für die Laufzeit von 10 Jahren entschädigt wird, erstklassige und hoch liquide Papiere auszugeben.

Es ist denkbar, dass eine Anzahl von Investoren solche Staatsanleihen trotz der negativen Rendite auf Verfall erwerben, weil sie damit die minus 0,75%-Verzinsung der Girokonten bei der SNB umgehen können.

Wenn man bedenkt, dass die Inflation in der Schweiz im März 2015 am Verbraucherpreis-Index minus 0,9% gemessen wurde, ergibt sich daraus eine Realverzinsung von 0,845%.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das Ergebnis einer negativen Rendite auf der Versteigerung einer mit dem besten Rating ausgestattenen Staatsanleihe darauf hindeutet, dass die Erholung der Wirtschaft in Europa auf kurze bis mittlere Sicht nicht zu erwarten ist.


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