Montag, 21. April 2014

Deflation und wie Schweden sich in Japan verwandelt

Vor drei Jahren wurde Schweden weithin als Vorbild im Umgang mit einer globalen Krise angesehen. Die Washington Post hat Schweden als „the rock star der wirtschaftlichen Erholung“ erklärt, schreibt Paul Krugman in seiner Kolumne („Sweden turns Japanese“) am Montag in NYTimes.

Dann kam der Sadomonetarism. Die Riksbank (Schwedens Notenbank) hat beschlossen, die Zinsen anzuheben.

Lars Svensson, Vizegouverneur zum Zeitpunkt, war lautstark gegen die Zinserhöhungen. Er ist laut Krugman einer der weltweit führenden Experten in Sachen Deflationsfalle im japanischen Stil.

Svensson hat hat davor gewarnt, dass Zinserhöhung in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft das Land einer ähnlichen Gefahr aussetzen würde wie in Japan. Er fand sich aber, wie Krugman weiter beschreibt, isoliert und verliess darauf hin die Riksbank im Jahr 2013.

Die Arbeitslosigkeit ist unmittelbar nach den Zinserhöhungen nicht weiter gesunken. Es hat etwas länger gedauert, bis die Deflation sich einsetzte, aber sie kam. Der Rockstar der Erholung hat sich damit in Japan verwandelt, so Krugman.

Warum hat die Riksbank aber einen solchen schrecklichen Fehler gemacht?



Kerninflation: Schweden versus Euro-Raum, Graph: Prof. Paul Krugman


Der Zentralbank-Präsident hat erklärt, dass es mit der Abwendung von Inflation zu tun hat. Aber die Inflation rutschte gegen Null. Die Riksbank hat dann eine neue Begründung geliefert: Die Straffung der geldpolitischen Zügel (tight money) soll einer Immobilienblase entgegenwirken. Kurzum war es nach Krugmans Worten ein klassicher Fall von Sado-Monetarismus in Aktion.

Der Sado-Montearismus beinhaltet eine viszerale Abneigung gegen niedrige Zinsen und lockere Geldpolitik (easy money), auch wenn die Arbeitslosigkeit hoch und die Inflation niedrig sind. Die Anhänger wollen ihre geldpolitischen Ansichten nicht ändern in Reaktion auf die sich ändernden Bedingungen. Sie erfinden einfach neue Begründungen. Dies lässt stark vermuten, dass das, was wir beobachten, nicht eine durchdachte Position, sondern nur ein Bauchgefühl.

Woher kommt die Abneigung gegen niedrige Zinsen? Es reflektiert zu einem gewissen Mass eine instiktive Identifikation mit Interessen der wohlhabenden Gläubiger im Gegensatz zu ärmeren Schuldnern. Es wird aber zum Teil auch von dem Wunsch vieler geldpolitischen Verantwortlichen getrieben, als wichtig zu erscheinen, als störrische Menschen. Und sie wollen damit zeigen, wie hart sie vorgehen, um Schmerzen zu bereiten.

Was immer ihre Motive sein mögen, haben die Sado-Monetaristen bereits viel Schaden angerichtet.

Und sie könnten noch viel mehr Schaden auslösen. Die Finanzmärkte sind in letzter Zeit ziemlich ruhig gewesen. Aber es wäre falsch und gefährlich, anzunehmen, dass die Erholung der Wirtschaft gewährleistet ist: schlechte Politik könnte allzu leicht die noch zögerlichen wirtschaftlichen Fortschritte untergraben.

Wenn also ernsthaft klingende Männer in dunklen Anzügen Ihnen sagen, dass es Zeit ist, die lockere Geldpolitik zu Ende zu bringen, und die Zinsen zu erhöhen, nehmen Sie sich in Acht: Schauen Sie nur, was solche Leute in Schweden getan haben, legt Krugman seinen Lesern als Fazit nahe.


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