Vor drei Jahren wurde Schweden
weithin als Vorbild im Umgang mit einer globalen Krise angesehen. Die Washington Post hat Schweden als „the rock star der wirtschaftlichen Erholung“
erklärt, schreibt Paul Krugman in
seiner Kolumne („Sweden turns Japanese“)
am Montag in NYTimes.
Dann kam der Sadomonetarism. Die
Riksbank (Schwedens Notenbank) hat beschlossen, die Zinsen anzuheben.
Lars Svensson, Vizegouverneur zum
Zeitpunkt, war lautstark gegen die Zinserhöhungen. Er ist laut Krugman einer der weltweit führenden
Experten in Sachen Deflationsfalle im japanischen Stil.
Svensson hat hat davor gewarnt, dass Zinserhöhung in einer schwer
angeschlagenen Wirtschaft das Land einer ähnlichen Gefahr aussetzen würde wie
in Japan. Er fand sich aber, wie Krugman weiter beschreibt, isoliert und
verliess darauf hin die Riksbank im Jahr 2013.
Die Arbeitslosigkeit ist
unmittelbar nach den Zinserhöhungen nicht weiter gesunken. Es hat etwas länger
gedauert, bis die Deflation sich einsetzte, aber sie kam. Der Rockstar der
Erholung hat sich damit in Japan verwandelt, so Krugman.
Warum hat die Riksbank aber einen
solchen schrecklichen Fehler gemacht?
Kerninflation: Schweden versus
Euro-Raum, Graph: Prof. Paul Krugman
Der Zentralbank-Präsident hat
erklärt, dass es mit der Abwendung von Inflation zu tun hat. Aber die Inflation
rutschte gegen Null. Die Riksbank hat dann eine neue Begründung geliefert: Die
Straffung der geldpolitischen Zügel (tight
money) soll einer Immobilienblase entgegenwirken. Kurzum
war es nach Krugmans Worten ein klassicher Fall von Sado-Monetarismus in
Aktion.
Der Sado-Montearismus beinhaltet
eine viszerale Abneigung gegen niedrige Zinsen und lockere Geldpolitik (easy money), auch wenn die
Arbeitslosigkeit hoch und die Inflation niedrig sind. Die Anhänger wollen ihre
geldpolitischen Ansichten nicht ändern in Reaktion auf die sich ändernden
Bedingungen. Sie erfinden einfach neue Begründungen. Dies lässt stark vermuten,
dass das, was wir beobachten, nicht eine durchdachte Position, sondern nur ein Bauchgefühl.
Woher kommt die Abneigung gegen
niedrige Zinsen? Es reflektiert zu einem gewissen Mass eine instiktive
Identifikation mit Interessen der wohlhabenden Gläubiger im Gegensatz zu
ärmeren Schuldnern. Es wird aber zum Teil auch von dem Wunsch vieler
geldpolitischen Verantwortlichen getrieben, als wichtig zu erscheinen, als
störrische Menschen. Und sie wollen damit zeigen, wie hart sie vorgehen, um Schmerzen
zu bereiten.
Was immer ihre Motive sein mögen,
haben die Sado-Monetaristen bereits viel Schaden angerichtet.
Und sie könnten noch viel mehr
Schaden auslösen. Die Finanzmärkte sind in letzter Zeit ziemlich ruhig gewesen.
Aber es wäre falsch und gefährlich, anzunehmen, dass die Erholung der
Wirtschaft gewährleistet ist: schlechte Politik könnte allzu leicht die noch
zögerlichen wirtschaftlichen Fortschritte untergraben.
Wenn also ernsthaft klingende
Männer in dunklen Anzügen Ihnen sagen, dass es Zeit ist, die lockere
Geldpolitik zu Ende zu bringen, und die Zinsen zu erhöhen, nehmen Sie sich in
Acht: Schauen Sie nur, was solche Leute in Schweden getan haben, legt Krugman seinen
Lesern als Fazit nahe.
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