Donnerstag, 23. April 2015

Parallelwährung für Griechenland?

Gerüchte schiessen ins Kraut, dass die EZB über eine Parallelwährung für Griechenland nachdenkt.

Das Ziel ist, einen EUR-Austritt Athens zu verhindern. Die Begründung ist, dass Griechenland schnell Geld benötigt, um die Löhne der Staatsangestellten und die Renten zu bezahlen. Die griechische Regierung soll also vorübergehend (mit künftigen Steuereinnahmen gesicherten) Schuldscheine (IOU) ausgeben.

Die Schuldscheine sollen in EUR denominiert sein, mit einem bestimmten Verfalldatum, um in erster Linie Gehälter und Renten im öffentlichen Sektor zu zahlen.

Eine zweite Möglichkeit, eine Parallelwährung umzusetzen, wäre das Instrument Tax Credit Certificates (TCC), erklären Biagio Bossone und Marco Cattaneo in einerm Artikel in EconoMonitor

Die Steuergutschriften würden Arbeitnehmern und Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt und dem Inhaber das Recht auf eine Steuerermässigung einräumen, z.B. mit einer Laufzeit von 2 Jahren. Solche Ansprüche könnten im Austausch für EUR aufgelöst und für die Zwecke von verschiedenen Ausgaben verwendet werden.

Während das erste Instrument IOU eine Überbrückungsmassnahme darstellt, beruht das zweite Instrument TCC auf einer ganz anderen Idee: Griechenland ist darauf aufgelegt, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Staatsausgaben und Staatseinnahmen in EUR anzupeilen. 

Solange die Gesamtmenge des im Umlauf befindlichen TCC im Verhältnis zum BIP nicht zu gross ist, dann kann das Instrument wertvoll sein, unterstreichen die Autoren.

Wolfgang Münchau befürwortet, zugunsten von einer Verschleierungstaktik, in einem Kommentar FT eine Parallelwährung (nicht als gesetzliches Zahlungsmittel), die zwar nicht der Weg des geringsten Widerstands, aber weniger riskant ist als die Alternative. 

Es kann damit ein Schritt zurück in die Eurozone getan werden. Im schlimmsten Fall wäre die Parallelwährung eine Übergangsregelung für einen geordneten Austritt aus dem EUR, so der regelmässige Kolumnist der britischen Wirtschaftszeitung in London.

Es mag dahingestellt sein, ob eine Parallelwährung ein notwendiger Schritt zum sog. „Grexit“ ist oder nicht. Aber die Tatsache ist, dass das griechische Volk nicht dafür gestimmt hat. Der Wunsch ist, in der Eurozone zu bleiben, ohne die volle Last der Anpassung der in der EWU vorherrschenden Ungleichgewichte selbst tragen zu müssen.

Ausserdem: Die Schwierigkeit mit allen Parallelwährungen ist die Notwendigkeit, einen Zusammenbruch der Banken zu verhindern. Eine externe Finanzierung der griechischen Banken in einer Übergangszeit wäre aber ohne die Zustimmung und Unterstützung der EU-Institutionen politisch nicht vorstellbar.

Die IOU, die nicht als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, würden im Markt zu einem stark reduzierten Preis gegenüber dem EUR gehandelt. Der Austausch in der Wirtschaft mag damit erleichtert werden, wenn die Schuldscheine als eine Parallelwährung verwendet werden.

Die Folge wäre aber, dass ein Teil der griechischen Staatsausgaben mit einer „intern“ abgewerteten Währung getätigt würden, was nahelegt, dass die Löhne im öffentlichen Sektor wertmässig stark reduziert werden müssten. Weitere Lohnkürzungen in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft mit Massenarbeitslosigkeit und mit wachsender sozialen Ausgrenzung wären ein Akt des Wahnsinns.


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