Donnerstag, 16. April 2015

Europas Strukturreform und Vertrauen Fee

Der IWF unterstreicht im aktuellen World Economic Outlook, dass es zu erwarten gewesen wäre, dass die Austerität das Wirtschaftswachstum nicht fördert.

Die IWF-Mitarbeiter präsentieren damit den Mangel an Beweisen für die Beziehung zwischen Strukturreformen und der totalen Faktorproduktivität, die stellvertretend für langfristige Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit steht, argumentiert Francesco Saraceno in seinem Blog mit dem Hinweis  auf den Kasten 3.5 auf Seite 36 des Abschnitts 3.

Was der Meinung des in London arbeitenden italienischen Ökonomen nach in der IWF-Analyse kontrovers ist, festzustellen, dass übermässige Regulierung des Arbeitsmarktes, während langfristiges Wachstum von Regulierung des Produktmarktes negativ beeinflusst werde, die langfristige Performance nicht behindere.

Der IWF fasst im Grunde genommen zusammen, dass Senkung der Staatsausgaben in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft nicht zu einem Anstieg der Nachfrage führt. Es gibt keine expansionary fiscal austerity. Die Doktrin der expansive Sparpolitik war m.a.W. von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass Wolfgang Schäuble in einem wunderlichen Meinungsartikel („German Priorities and Eurozone Myths“) in NYTimes immer noch betont, dass die Krise in Europa in erster Linie eine Vertrauenskrise ist, die in strukturellen Schwächen verankert sei.

Der deutsche Bundesminister der Finanzen glaubt allem Anschein nach an die Confidence Fairy (Vertrauen Fee), obwohl die jüngste Forschung („The confidence effects of fiscal consolidations“) der EZB zeigt, dass das Vertrauen der fiskalpolitischen Austerität nicht folgt. Trotzdem setzt sich Schäuble für Haushaltskonsolidierung in Europa ein.

Das weckt Erinnerungen an Liquidationismus à la Andrew Mellon. Der Finanzminister der Vereinigten Staaten der Regierung von Herbert Hoover sagte in Reaktion auf die Krise in späten 1920er ind Anfang 1930er Jahren mit der legendären Aussage: „Liquidieren Sie alles, Arbeitnehmer, Aktien, Bauern und Immobilien“.

Der Ratschlag war von der Doktrin der Austeritätspolitik geprägt, wonach eine schwere Wirtschaftskrise die notwendige Folge von Sünden ist und daher nicht gelindert werden soll. Man soll also eine Rezession und/oder Depression nicht daran hindern, die Arbeit zu erledigen, um das System zu reinigen. Menschen sollen weiter leiden. Irgendwann wird sich die Krise von selbst überwinden, sobald die Vertrauen Fee erscheint.


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