Die Niedrig-
bzw. Negativzinsen der EZB gefährden die Sparer. Auf das Statement stossen wir
vor allem in den deutschen Medien öfters in jüngster Zeit. Bill Gross verwendet sogar in seinen aktuellen Markt-Kommentaren Ausdrücke wie
„unglaublich“, „surreal“ und „unvorstellbar“.
Staatsanleihen
mit Negativ-Renditen mögen in der Tat seltsam erscheinen. Zur anschaulichen
Illustration der Negativzinsen liefert JP
Koning in seinem Blog Moneyness die folgende
bemerkenswerte Abbildung.
Staatsanleihen
mit drei Monaten Laufzeit: Schweiz und Dänemark, die niedrigsten Zinsen der Welt,
Graph: JP Koning in: Moneyness
Gross
beschuldigt die Zentralbanken, die es nicht schaffen, die Wirtschaft
anzukurbeln und verzerren damit die Regeln des Kapitalismus. Nicht nur Gross,
sondern v.a. die Anhänger der neoklassischen Schule beklagen sich in diesen
Tagen öfters lautstark über die „autokratische amtliche Preisfestlegung“ durch
die Zentralbanken. Ohne die bösen SNB und/oder Danmarks Nationalbank würden die
Zinsen rasch auf 1% oder 2% klettern, so die Ansicht.
Das ist
natürlich Unsinn. Wie Tony Yates es ausdruckt, kann eine Volkswirtschaft ohne Einmischung der
Zentralbanken von Zeit zu Zeit durch negative Nominalzinsen gekennzeichnet sein: „Ein Negativ-Zins entstellt Kapitalismus nicht, es IST Kapitalismus“,
es ist wie die Wirtschaft funktioniert.
Sobald die Zinsen
für sichere Anlagen gleich null oder niedriger sind, und Liquidität keine
Opportunitätskosten hat, werden Menschen damit gestättigt. Das ist ja der
Grund, warum es als Liquiditätsfalle genannt wird. Das heisst, wie Paul Krugman
es beschreibt, dass der Grenzwert von Geldbeständen (money holdings) sich auf die Funktion des Geldes als
Wertaufbewahrungsmittel bezieht, nicht als Zahlungsmittel.
Mit anderen
Worten vergleichen wir die Lagerungkosten (Aufbewahrung) von Schuldenscheinen (z.B.
Staatspapieren) mit der Extra-Liquidität, die die Geldbestände bieten, damit wir
am Rande die Wahl treffen können, ob es sich lohnt, Barbestände (cash) zu halten oder ein Papier mit
Negativ-Rendite zu kaufen.
Für den
Halter von Cash ist also die "Funktion der Liquidität als
Wertaufbewahrungsmittel" entscheidend. Und die einzige Frage dabei ist, wie hoch die
Kosten für die Aufbewahrung sind. Die theoretischen Gedanken hinter Negativ-Zinsen sind daher nicht surreal.
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