Freitag, 20. März 2015

Warum Unterbietung des Inflationsziels eine Fehlentwicklung ist

Die US-Inflation hat im Januar mit minus 0,2% zum ersten Mal seit Oktober 2009 einen negativ Wert verbucht. Auch die annualisierte Inflationsrate gemessen am PCE-Index verläuft seit mehreren Monaten unter dem Inflationsziel der US-Notenbank.

Eine Deflationsgefahr ist entfernt, aber wenn die niedrige Inflation weiter anhält, dürfte es für die US-Wirtschaft sehr unangenehm werden, die nächste Rezession zu bekämpfen, schreibt Greg Ip in einem lesenswerten Artikel in WSJ. Weil die Fed über zu wenig Mittel verfügen würde, um den Abschwung anzupacken. Eine Stagnation à la Japan in den 1990er Jahren wäre laut Ip durchaus denkbar.

Warum droht aber eine niedrige Inflation, die Handlungsfähigkeit der Fed zu beschränken? Die Fed steuert Ausgaben in der Wirtschaft mit dem Einsatz von Realzinsen, d.h. Nominal-Zinsen minus Inflationsziel.

Im historischen Vergleich sorgt ein Realzins von rund 2% für eine vollständige Auslastung in der Wirtschaft, ohne Inflationsdruck zu erzeugen. Bei einem Inflationsziel von 2% der Fed würde sich daraus ein Nominalzins von 4% ergeben. Das bedeuet, dass die Fed einen Spielraum von 4% hat, um auf Schocks zu reagieren. Die Fed kann daher den Realzins bis auf minus 2% senken.



US-Notenbank unterläuft das eigene Inflationsziel, auch gemessen an Kerninflation, Graph: Greg Ip in: WSJ

Wenn die Inflation aber 1,5% beträgt, verengt sich der (konventionelle) Spielraum der Fed auf 3,5%. So wie es aussieht, ist heute ein Realzins von weniger als 2% erforderlich, um die Wirtschaft bei Vollbeschäftigung (eine voll ausgelastete Wirtschaft ohne starken Inflations- und Deflationsdruck) zu halten. Das bedeutet aber, dass die Fed noch weniger „Kraft“ hätte, auf weitere Schocks zu antworten.

Das ist keine pure Phantasie. Denn der Markt für inflationsgeschützte Staatsanleihen (TIPS) deutet seit geraumer Zeit auf eine Inflation von 1,25% in den nächsten 5 Jahren hin. Und die Futures Märkte implizieren für diesen Zeitraum kurzfristige Zinsen um rund 3%.

Die Fed ist zwar zuversichtlich, dass die Inflation wieder auf den Zielwert von 2% steigt.

Um aber auf Nummer sicher zu gehen, könnte die Fed, wie Greg Ip nahelegt, zulassen, dass die Arbeitslosenquote tiefer fällt als das einst als „Vollbeschäftigung“ wahrgenommene Niveau von 5%. Ein stärkeres Lohnwachstum würde anhand von wachsenden Konsumausgaben dazu führen, dass die Inflation auf den Zielwert klettert.

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