Martin Feldstein kritisiert in einem aktuellen Beitrag („The Deflation Bogeyman“) für Project Syndicate die jüngsten Massnahmen der Zentralbanken, die Inflation wieder auf
den Zielwert (inflation targeting)
zurückzubringen.
Der an der Harvard University lehrende
Wirtschaftsprofessor hat in den vergangenen fünf-sechs Jahren ständig vor einem
starken Anstieg der Inflation gewarnt. Es war aber weit und breit keine
Inflation zu erkennen. Ganz im Gegenteil: Das Preisniveau ist weiter gefallen.
Inzwischen mehren sich Anzeichen für eine Deflation. Nun sagt Prof. Feldstein,
was damit so schlimm sei, wenn Zentralbanken vom Inflationsziel abweichen und
dabei sogar etwas Deflation entstehe. Kognitive Dissonanz?
Antonio Fatas nimmt den Ball für uns in seinem Blog auf und bemerkt, dass heute die Zentralbanken der 1980er Jahren
wohl gesucht werden, die damals die hohe
Inflation zu bekämpfen hatten.
Der an
INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor deutet auf die EZB und die Riksbank aus
Schweden hin: Die beiden Zentralbanken waren so besorgt, dass die Inflation durch die
Decke schiessen würde, dass sie die Zinsen im Jahr 2011 inmitten einer von
einer erheblichen Nachfrage-Schwäche geplagten Wirtschaft erhöhten.
Dahinter
steckt die asymmetrische Sicht von Inflation, erläutert Fatas: In gewissem
Sinne kann die Inflation demnach nur zu hoch sein. Hohe Inflation stellt eine
reale Gefahr dar, mit erheblichen Kosten, während Unterbietung der
Zielinflation als einfach in Ordnung angesehen wird, trotz aller gegenteiligen
Beweise, die die jüngste Krise liefert.
Die Kritik
von Feldstein hätte Anerkennung verdient, wenn die Inflation überall auf der
Welt ansteigen würde, so Fatas. Das ist aber nicht der Fall, sodass Feldstein als
Ausrede für sein Weltbild eine andere Art von Kosten sucht, um die
gegenwärtigen Bemühungen der Zentralbanken um die Zurückbringung der Inflation auf
den Zielwert als unvernüftig anzuprangern.
Er führt an,
dass die „Niedrigzinsen“ finanzielle Instabilität erzeugen würden.
Es ist aber
seltsam, so Fatas, diese Argumente von denjenigen zu hören, die an die Macht
und Effizienz des Marktes glauben. Mit anderen Worten: Wie kann es sein, dass
die Finanzmärkte sich von der Geldpolitik auf der Nase herumtanzen lassen und
dadurch „massive Fehlbewertungen finanzieller Vermögenswerte“ zulassen?
Damit
schaffe man „ein wachsendes Risiko ernsthafter nachteiliger Auswirkungen in der
Realwirtschaft, wenn die Geldpolitik einst wieder auf ein Normalmass
zurückkehrt und die Vermögenswertpreise einer Korrektur unterzogen werden“, erklärt
Feldstein.
Wenn es aber
nicht nur um Vermögenspreise geht, die stark steigen, während die Zinsen
niedrig sind, sondern auch um Bubbles und Instabilität, wäre es dann nicht
glaubwürdig, dafür zu argumentieren, die Märkte stark zu regulieren, fragt
Fatas zurück. Denn Feldsteins Meinung nach können sich die Finanzmärkte mit
Niedrigzinsen nicht vertragen, weshalb es zu „massiven Fehlbewertungen“ kommt.
Damit ist
natürlich nicht gesagt, dass in Zeiten ungewöhnlich niedriger Zinsen
Widrigkeiten in den Märkten entstehen. Die Gründe für die niedrigen Zinsen
liegen aber heute jenseits von bestimmten Handlungen der Zentralbanken.
Es ist heute
allgemein verständlich, dass die Nullzinsgrenze (zero lower bound) infolge der Finanzkrise und der Nachwirkungen in der Tat ein
grosses Problem darstellt, wo es wichtig ist, zu verstehen, was es bedeutet, vom
Inflationsziel nach unten abzuweichen, wie Paul
Krugman in seinem Blog unterstreicht.
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