Samstag, 14. März 2015

Der starke Dollar und der schwache Euro

Der EUR ist gegenüber dem USD auf den tiefsten Wert seit 12 Jahren gesunken. Die allgemeine Erwartung ist, dass die Gemeinschaftswährung im Sog der PSPP-Politik (Anleihekaufprogramm) der EZB weiter an Wert verliert.

Die Entwicklung hat mit der relativen Stärke des USD zu tun. Während die Fed sich anschickt, die Geldpolitik wieder zu normalisieren, startet die EZB eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (sprich: QE, quantitative easing).

Das letzte Mal, als USD mehr kostete als EUR, war im Dezember 2002, fast drei Jahre nach der Einführung der Gemeinschaftswährung Europas. Danach ist EUR bis auf 1,59 USD hoch geklettert. 

Alan Greenspan, Fed-Präsident hat sich sogar 2007 gewundert, ob EUR den USD ersetze. Gisele Bundchen hat darauf beharrt, ihre Gage in EUR auszahlen zu lassen in USD, wie Matt O‘ Brien in einem lesenswerten Artikel in WaPo  zusammenfasst.

Heute ist ein EUR gleich 1,0496 USD. Der EUR hat sich gegenüber dem USD in weniger als ein Jahr um 24% abgewertet. Während die Rendite der Staatsanleihen in EUR (German Bund) rund 0,25% beträgt, werfen US-Staatsanleihen (US-Treasury) eine Rendite von 2,1% ab. Die Arbeitslosigkeit ist in den USA auf 5,5% gefallen. In der Eurozone hingegen bleibt sie auf einem hohen Niveau von 11,2%.


Euro ist auf 12-Jahres-Tief gegenüber dem US-Dollar gefallen, Graph: Matt O`Brien in WaPo


Eine stärkere Wirtschaft bedeutet eine stärkere Währung, weil höhere Zinsen benötigt werden, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Höhere Zinsen machen eine Wirtschaft aber nicht stark, wenn die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich schwach ist.

Die EZB hat es im Jahr 2011 bitter erfahren. Aus Angst vor Inflation (bedingt durch einen vorübergehenden Anstieg der Erdölpreise) hat Jean-Claude Trichet, EZB-Präsident die Zinsen zwei Mal erhöht. Es war ein fataler Fehler: Die europäische Wirtschaft ist damit in eine Double-dip Rezession gerutscht. Mario Draghi versucht heute, die Wogen zu glätten, und beginnt mit dem Ankauf von Staatspapieren für 60 Mrd. EUR im Monat, mit dem Versprechen, das Programm bis September 2016 fortzusetzen.

Wie sieht aber die US-Wirtschaft den steigenden Aussenweert des USD in Bezug auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der USA?

Einige FOMC-Mitglieder scheinen zu denken, dass der Kapitalzufluss aus dem Ausland insbesondere in den Markt für US-Treasury Bonds auf den Realzins einen Abwärtsdruck ausüben könnte, sodass die monetären Bedingungen in den USA weiter gelockert würden. Die Fed müsste darauf mit einer Straffung der Geldpolitik reagieren, so der Grundtenor der amerikanischen Notenbanker.

Was ist davon zu halten? 

Die erhöhte Bereitschaft der internationalen Investoren, US-Staatsanleihen zu erwerben würde in erster Linie (nach dem Lehrbuch Volkswirtschafslehre) sicherlich zu einem Anstieg des USD führen, nicht zu einem Rückgang der Zinssätze. Ein Rückgang der Zinssätze kann aber dann ausgelöst werden, weil der stärkere USD negativ auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation auswirken dürfte, was die Geldpolitik der Fed tangiert. 

Das bedeutet aber, wie Paul Krugman in seinem Blog erklärt, dass der Zinseffekt, weil der Kapitalzufluss kontraktiv wirkt, stattfindet und damit keineswegs ein Anlass ist, den geldpolitischen Kurs zu straffen. Die gegenwärtige Entwicklung des USD-Wechselkurses wird also von einigen renommierten Ökonomen nicht nur als negativ betrachtet, sondern im gesamtwirtschaftlichen Sinne beobachtet.

Das bedeutet, dass der Wertverlust des EUR nicht nur mit der (unterschiedlichen) Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks erklärt werden kann. Die Talfahrt des EUR reflektiert die Wahrnehmung, dass die europäische Wirtschaft für eine noch längere Zeit in Depression steckt. Wenn dies der Treiber hinter dem EUR/USD-Wechselkurs ist, dürfte die US-Wirtschaft davon negativ betroffen werden. Die Abwertung der Gemeinschaftswährung hat aber auf die amerikanische Geldpolitik einen positiven Effekt, in dem Sinne, dass die Fed es nicht eilig hat, die Zinsen demnächst zu erhöhen.

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