Der EUR ist
gegenüber dem USD auf den tiefsten Wert seit 12 Jahren gesunken. Die allgemeine Erwartung ist, dass die Gemeinschaftswährung
im Sog der PSPP-Politik
(Anleihekaufprogramm) der EZB weiter an Wert verliert.
Die
Entwicklung hat mit der relativen Stärke des USD zu tun. Während die Fed sich anschickt, die Geldpolitik
wieder zu normalisieren, startet die EZB
eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (sprich: QE, quantitative easing).
Das letzte
Mal, als USD mehr kostete als EUR, war im Dezember 2002, fast drei Jahre nach
der Einführung der Gemeinschaftswährung Europas. Danach ist EUR bis auf 1,59
USD hoch geklettert.
Alan Greenspan, Fed-Präsident hat sich sogar 2007 gewundert, ob EUR den USD ersetze.
Gisele Bundchen hat darauf beharrt, ihre Gage in EUR auszahlen zu lassen in USD, wie Matt O‘ Brien in einem lesenswerten
Artikel in WaPo zusammenfasst.
Heute ist
ein EUR gleich 1,0496 USD. Der EUR hat sich gegenüber dem USD in weniger als
ein Jahr um 24% abgewertet. Während die Rendite der Staatsanleihen in EUR (German Bund) rund 0,25% beträgt, werfen
US-Staatsanleihen (US-Treasury) eine
Rendite von 2,1% ab. Die Arbeitslosigkeit ist in den USA auf 5,5% gefallen. In
der Eurozone hingegen bleibt sie auf einem hohen Niveau von 11,2%.
Euro ist auf
12-Jahres-Tief gegenüber dem US-Dollar gefallen, Graph:
Matt O`Brien in WaPo
Eine
stärkere Wirtschaft bedeutet eine stärkere Währung, weil höhere Zinsen benötigt
werden, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Höhere Zinsen machen eine
Wirtschaft aber nicht stark, wenn die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich
schwach ist.
Die EZB hat
es im Jahr 2011 bitter erfahren. Aus Angst vor Inflation (bedingt durch einen
vorübergehenden Anstieg der Erdölpreise) hat Jean-Claude Trichet, EZB-Präsident die Zinsen zwei Mal erhöht. Es war ein
fataler Fehler: Die europäische Wirtschaft ist damit in eine Double-dip Rezession gerutscht. Mario
Draghi versucht heute, die Wogen zu glätten, und beginnt mit dem Ankauf von
Staatspapieren für 60 Mrd. EUR im Monat, mit dem Versprechen,
das Programm bis September 2016 fortzusetzen.
Wie sieht
aber die US-Wirtschaft den steigenden Aussenweert des USD in Bezug auf die
internationale Wettbewerbsfähigkeit
der USA?
Einige FOMC-Mitglieder scheinen zu denken, dass der Kapitalzufluss aus dem Ausland insbesondere in den Markt für US-Treasury Bonds
auf den Realzins einen Abwärtsdruck ausüben könnte, sodass die monetären
Bedingungen in den USA weiter gelockert würden. Die Fed müsste darauf mit einer
Straffung der Geldpolitik reagieren, so der Grundtenor der amerikanischen
Notenbanker.
Was ist
davon zu halten?
Die erhöhte Bereitschaft der internationalen Investoren,
US-Staatsanleihen zu erwerben würde in erster Linie (nach dem Lehrbuch
Volkswirtschafslehre) sicherlich zu einem Anstieg des USD führen, nicht zu
einem Rückgang der Zinssätze. Ein Rückgang der Zinssätze kann aber dann
ausgelöst werden, weil der stärkere USD negativ auf das Wirtschaftswachstum und
die Inflation auswirken dürfte, was die Geldpolitik der Fed tangiert.
Das
bedeutet aber, wie Paul Krugman in seinem Blog erklärt, dass der Zinseffekt,
weil der Kapitalzufluss kontraktiv wirkt, stattfindet und damit keineswegs ein
Anlass ist, den geldpolitischen Kurs zu straffen. Die gegenwärtige Entwicklung des USD-Wechselkurses wird also von einigen renommierten Ökonomen
nicht nur als negativ betrachtet, sondern im gesamtwirtschaftlichen Sinne
beobachtet.
Das bedeutet, dass der Wertverlust des EUR nicht nur
mit der (unterschiedlichen) Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks erklärt
werden kann. Die Talfahrt des EUR reflektiert die Wahrnehmung, dass die europäische Wirtschaft
für eine noch längere Zeit in Depression
steckt. Wenn dies der Treiber hinter dem EUR/USD-Wechselkurs ist, dürfte die
US-Wirtschaft davon negativ betroffen werden. Die Abwertung der Gemeinschaftswährung
hat aber auf die amerikanische Geldpolitik einen positiven Effekt, in dem
Sinne, dass die Fed es nicht eilig hat, die Zinsen demnächst zu
erhöhen.
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