Eine Frage,
die die Öffentlichkeit immer wieder beschäftigt, ist, warum die meisten Volkswirte
die grösste Finanzkrise seit den 1930er Jahren nicht vorhergesehen haben. Sogar
die englische Königin hat die Frage gestellt.
Es gab eine
erhebliche Anzahl von Ökonomen, die die Grundlagen der Makroökonomie aus dem
Fenster warfen. Lassen wir sie aussen vor und konzentrieren wir uns auf
diejenigen, die sich mehr oder weniger an den Standardwerken der Makroökonomie
festhielten, wie Paul Krugman in
seinem lesenswerten Blog
beschreibt.
Wie haben
sie es gehabt? Nur wenige sahen die Krise kommen, hauptsächlich aus zwei
Gründen:
(1) Die
meisten Ökonomen haben es nicht verstanden, wie das Wachstum des Shadow Banking
Systems (ohne Einlagensicherung) financial
panics altmodischer Art hätten schaffen können.
(2) Die
meisten Ökonomen haben der Verschuldung der privaten Haushalte kaum Bedeutung
beigemessen.
Das sind
Fehlschläge, die die Beobachtung betreffen.
Es gab dazu aber
auch grundlegende konzeptionelle Probleme:
(3) Die
merkliche Hälfte der Berufsökonomen hat sich rasch davon vereinnahmen lassen
(Trugschluss der Verallgemeinerung),
(4) Die grosse
Zahl der Ökonomen hat die Grundlagen der Makroökonomie missachtet.
Wie sind die
Ökonomen aber danach mit der anhaltenden Krise umgegangen?
Die Theorie
der Liquiditätsfalle kam zum Vorschein und die vernünftige Hälfte der Ökonomen
machte, gestützt darauf, erstaunliche Vorhersagen:
(a) Die
massive Ausweitung der Zentralbank-Bilanzen ist nicht inflationär,
(b) Hohe
Haushaltsdefizite führen nicht zu einem massiven Anstieg der Zinsen, wenn die
Nominalzinsen nahe null liegen (zero lower bound),
(c) Austeritätspolitik
ist in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft unvorteilhaft und verschlimmert
die Krise mehr als in normalen Zeiten.
Das waren aber
laut Krugman keine offensichtlichen Aussagen. Denn viele Leute, die denken,
dass sie die Volkswirtschaft gut verstehen, hielten sie für absurd: Wer soll
all die Staatsanleihen kaufen? Wie kann man Geld drucken und gleichzeitig erwarten,
dass es nicht zu Inflation kommt? Doch die Vertreter der Theorie der Liquiditätsfalle lagen richtig. Und sechs Jahre nach dem Ausbruch der Krise
steht fest, dass sie einen grossen Erfolg verbuchen, und zwar basierend auf
Hicks’scher Makroökonomie.
Über die
Frage hinaus warum die Mehrzahl der Ökonomen versagt hat, ist es wichtig, auch
festzuhalten, im Vergleich zu welchen Wirtschaftsakteuren die Experten der
Wirtschaftswissenschaft mit Prognosen und Beobachtungen gescheitert sind?
Simon Wren-Lewis nennt sie in seinem Blog die „Hohepriester“ (high
priests); Menschen, die angeblich nahe an den Märkten sind und die sich
aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung und Intuition gegenüber streberhaften
Ökonomen mit ihren kleinen Modellen überlegen fühlen.
Wie sind sie
mit der Krise umgegangen? Die vergangenen sechs Jahren haben sie damit
verbracht, zu erklären, dass wir uns zu Griechenland verwandeln, falls wir das
Haushaltsdefizit nicht senken, weil der Markt uns sonst aus Mangel an Vertrauen
hart bestrafen würde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen