Wenn alle
Wirtschaftssubjekte gleichzeitig auf Sparpolitik setzen, führt die geringere
Nachfrage zu geringerem Wachstum. Die Wirtschaft stagniert und Arbeitslosigkeit
nimmt zu. Und die Zinsen fallen in einem
von einer restriktiven Fiskalpolitik und Nachfrageschwäche geprägten Umfeld.
Das Volumen
von Staatsanleihen mit Negativrendite beläuft sich mittlerweile nach Angaben von JPMorgan auf mehr als 2‘000 Mrd. USD. Das Phänomen der negativen Renditen wirft u.a. die Frage auf, ob sich unterdessen eine
Blase (bond market bubble) am
Anleihenmarkt gebildet hat. Schliesslich kaufen Menschen Anleihen auf lange Sicht,
um in vielen Fällen weniger zu bekommen als die Zielinflationsrate von 2% der
Zentralbanken.
Während der
Privatsektor mit Schuldenabbau (deleveraging)
beschäftigt ist, kommt es mit dem Start des Kauf-Programms der EZB in Europa sogar zu einer Verknappung von als sicher
wahrgenommenen Staatsanleihe.
Mario Draghi hat mitgeteilt, dass die EZB beim Kauf von Anleihen
bis zum Einlagezinssatz (der zur Zeit bei minus 0,20% liegt) runter gehen will,
was das Renditeniveau betrifft, was im Grunde genommen einem Kursverlust
entspricht, wenn die Anleihe bis zur Endfälligkeit gehalten wird.
Verlauf der
Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 2, 3, 5, 7 und 10 Jahren Laufzeit, Graph: ZKB
In der
ersten Woche nach dem Start des PSPP-Programms der EZB festzuhalten, dass die
Renditen der deutschen Staatsanleihen auf neue Tiefstände gefallen sind, wie in
der Abbildung deutlich zu sehen ist.
Die Rendite
der German Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist bis auf 0,21% gesunken. Der Renditeabstand (spread) zwischen Deutschland
und den USA hat sich auf 1,90%
ausgeweitet, so hoch wie seit den 1980er Jahren nicht, wie die ZKB heute berichtet.
Robert Shiller bemerkt in einem aktuellen Beitrag („How scary is the bond market?”) in Project Syndicate, dass nach seiner Analyse ein Crash an den Anleihemärkten für
unwahrscheinlich zu halten ist, es sei denn, die Zentralbanken fahren ihre
Geldpolitik scharf zurück (in dem sie die kurzfristigen Zinsen erhöhen) oder
die Inflation stark ansteigt.
Seinem
Modell zufolge müssten die langfristigen US-Renditen heute noch niedriger sein
als in Wirklichkeit, da sowohl Inflation als auch kurzfristige Zinsen praktisch
bei Null liegen oder gar negativ sind, unterstreicht der an der Yale University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
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