Dienstag, 17. März 2015

Phänomen der Negativrenditen im historischen Vergleich

Wenn alle Wirtschaftssubjekte gleichzeitig auf Sparpolitik setzen, führt die geringere Nachfrage zu geringerem Wachstum. Die Wirtschaft stagniert und Arbeitslosigkeit nimmt zu.  Und die Zinsen fallen in einem von einer restriktiven Fiskalpolitik und Nachfrageschwäche geprägten Umfeld.

Das Volumen von Staatsanleihen mit Negativrendite beläuft sich mittlerweile nach Angaben von JPMorgan auf mehr als 2‘000 Mrd. USD. Das Phänomen der negativen Renditen wirft u.a. die Frage auf, ob sich unterdessen eine Blase (bond market bubble) am Anleihenmarkt gebildet hat. Schliesslich kaufen Menschen Anleihen auf lange Sicht, um in vielen Fällen weniger zu bekommen als die Zielinflationsrate von 2% der Zentralbanken.

Während der Privatsektor mit Schuldenabbau (deleveraging) beschäftigt ist, kommt es mit dem Start des Kauf-Programms der EZB in Europa sogar zu einer Verknappung von als sicher wahrgenommenen Staatsanleihe.

Mario Draghi hat mitgeteilt, dass die EZB beim Kauf von Anleihen bis zum Einlagezinssatz (der zur Zeit bei minus 0,20% liegt) runter gehen will, was das Renditeniveau betrifft, was im Grunde genommen einem Kursverlust entspricht, wenn die Anleihe bis zur Endfälligkeit gehalten wird.


Verlauf der Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 2, 3, 5, 7 und 10 Jahren Laufzeit, Graph: ZKB


In der ersten Woche nach dem Start des PSPP-Programms der EZB festzuhalten, dass die Renditen der deutschen Staatsanleihen auf neue Tiefstände gefallen sind, wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist.

Die Rendite der German Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist bis auf 0,21% gesunken. Der Renditeabstand (spread) zwischen Deutschland und den USA hat sich auf 1,90% ausgeweitet, so hoch wie seit den 1980er Jahren nicht, wie die ZKB heute berichtet.

Robert Shiller bemerkt in einem aktuellen Beitrag („How scary is the bond market?”) in Project Syndicate, dass nach seiner Analyse ein Crash an den Anleihemärkten für unwahrscheinlich zu halten ist, es sei denn, die Zentralbanken fahren ihre Geldpolitik scharf zurück (in dem sie die kurzfristigen Zinsen erhöhen) oder die Inflation stark ansteigt.

Seinem Modell zufolge müssten die langfristigen US-Renditen heute noch niedriger sein als in Wirklichkeit, da sowohl Inflation als auch kurzfristige Zinsen praktisch bei Null liegen oder gar negativ sind, unterstreicht der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor.


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