Wenn die
Nominalzinsen weiter fallen, dann werden wir zu den Anfängen der Goldschmieden
zurückkehren, schreiben Cecchetti
und Schoenholtz in ihrem gemeinsam
verwalteten Blog.
Die
Goldschmiede waren die Vorläufer der modernen Bankiers, schreiben die Autoren
weiter. Um das in ihren Tresoren hinterlegte Gold zu bescheinigen, stellten sie
Quittungen aus. Vielleicht war es sogar die Entstehung des fractional reserve
banking Systems, da die Goldschmiede einen Teil des Golds verwendeten, um
Kredite zu geben.
Mittlerweile
hat eine Reihe von Banken den Zinssatz für Einlagen unter Null gesetzt:
Die SNB hat am 15. Januar 2015 den Zins für Guthaben auf den Girokonten auf -0,75%
gesenkt.
Die dänische Notenbank hat im Februar 2015 den Zins für Bankeinlagen bei der Notenbank um weitere 0,25% auf minus 0,75% reduziert.
Und die EZB hat die Einlagefazilität am 23. Januar 2015 auf minus 0,20% gedruckt.
Es sieht so
aus, wie wenn die Kreditgeber die Kreditnehmer entschädigen würden, in einem
deflationären Umfeld Kredit aufzunehmen. Gibt es also keine Nullzins-Grenze
(zero lower bound) für Nominalzinsen?
Während die
Debatte darüber anhält, vertreten Cecchetti und Schoenholtz die Meinung, dass
wir wahrscheinlich die nachhaltige Zinsuntergrenze erreicht hätten: Würden die
Negativ-Zinsen weiter fallen, wäre es kontraproduktiv.
Warum? Weil
die Banken i.d.R. von einem „spread
business“ leben, indem sie darauf hinaus arbeiten, höhere Erträge auf ihre
Vermögenswerte zu erzielen als sie für ihre Verbindlichkeiten zahlen. Das
heisst, dass sie von Kreditnehmern höhere Zinssätze anfordern als die
Zinssätze, die sie auf die Einlagen entrichten. Das ist der sog. Aufschlag
(d.h. spread).
Das
Spread-Geschäft hängt i.d.R. nicht vom Zins-Niveau ab. Es wäre daher naiv zu
glauben, dass die Bank mit einer Zinsspanne von 3%, sollte die Rendite der
Anlagen minus 1% betragen, für die Einlagen minus 4% anbieten würde. Die
Zinsmarge der Banken besteht aus verschiedenen Teilen. Aus Platzgründen gehen
wir hier darauf nicht ein.
Wie würden
wir uns aber verhalten, wenn unsere Bank uns für das Privileg eines Girokontos jährlich
mit 4% belasten würde? Da es unpraktisch wäre, auf gewisse Dienstleistungen (z.B.
Check schreiben, Erledigung von automatisierten Zahlungen, Internet-Zugang usw.)
via Bank zu verzichten, wären wir bestimmt bereit, gewisse Kosten in Höhe von
z.B. 0,5% in Kauf zu nehmen, was am oberen Ende der Kosten bei Money Market
Funds liegt. Für die verbliebenen 3,5% würden aber viele Haushalte und
Unternehmen versuchen, Wege zu finden, um diese Kosten zu vermeiden.
Im Fall von
negativen Einlagenzinsen ist Bargeld die Alternative, die bekanntlich einen
Null-Nominalzins trägt. Nicht alle können sich aber die Kosten für die Lagerung
und Sicherheit von grossen Mengen an Bargeld leisten. Zumal die Angelegenheit für
die meisten Menschen einfach zu teuer ist. Die Banken könnten aber wie die
Goldschmiede von einst Kellergewölbe zur Verfügung stellen, d.h. für die
Vermietung.
Nehmen wir
an, dass die Banken den Kunden damit die Möglichkeit böten, die Depositenkonten
in „Barreserve Konten“ (CRAs: cash reserve accounts)* umzu gestalten, wo
lediglich Bargeld gebunkert würde, wie die Autoren weiter beschreiben.
Die ganze
Entwicklung führt uns zum Schluss, dass die nachhaltige Nullzinsgrenze (für
Nominalzinsen) den Grenzkosten (Marginalkosten) der Bereitstellung von CRAs
entsprechen müsste. Das heisst die Kosten von Lagerung und Sicherung von
Bargeld und das „Herumschleppen“ von Bargeld. Die Art von Geschäft mag sogar
einige signifikante Skalenerträge aufweisen. Die Autoren schätzen die CRA
Kosten daher auf rund 0,50% (also deutlich unter 1%).
Das Fazit
lautet deshalb, dass es keine Nullzinsgrenze gibt, sondern eine „x-Minus (in
diesem Beispiel -0,50%) Nullzinsgrenze“ für Nominalzinsen. Unter diesem Niveau
würden sich Sparer an die CRAs wenden. Die Liquiditätsvorteile von Bankeinlagen
im Vergleich zum Bargeld in einem Tresorraum (Schatzkammer) sind m.a.W.
irrelevant. Entscheidend sind die Kosten für Lagerung und Sicherung.
(*) Ähnlich
wie sweep accounts, die die Banken in den 1990er Jahren geschaffen hatten.
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