Der IWF befasst sich auf der jährlichen Forschungskonferenz (Annual Research Conference) in Washington mit dem Thema „Krisen“. Es geht um die Ursachen und Folgen von Wirtschaftskrisen.
Paul Krugman, der an der Konferenz als Referat teilgenommen hat,
macht in seiner lesenswerten Kolumne („The
Multilated Economy“) am Freitag in NYTimes auf ein "Blockbuster-Paper" aufmerksam, wonach die Duldung der hohen
Arbeitslosigkeit riesige Schäden in Bezug auf die langfristigen Aussichten
anrichtet.
Seit die US-Wirtschaft in eine
Rezession geriet, sind fünf Jahre und elf Monate vergangen. Die offizielle
Arbeitslosigkeit bleibt hoch und sie wäre sogar noch höher, wenn nicht so viele
Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden wären. Die Langzeitarbeitslosigkeit
ist heute viermal so hoch wie vor der Rezession, unterstreicht Krugman. Die trockenen
Zahlen bedeuten Millionen von menschlichen Tragödien – verlorene Häuser,
zerstörte Karrieren und junge Menschen, die mit dem Leben nichts anfangen
können.
Viele Menschen haben sich an die
Politik gewandt, die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund zu rücken.
Diese Bitten wurden jedoch von der herkömmlichen Besonnenheit überdröhnt, beschreibt
Krugman weiter: Wir können nicht mehr Geld für die Arbeitsplätze ausgeben, weil
es mehr Schulden bedeuten würden, lauten die Stimmen. Wir können nicht einmal
die Arbeitslosen beschäftigen, um Strassen , Tunneln, Schulen usw. zu bauen.
Kurze Sicht spielt keine Rolle. Wir müssen an die Zukunft denken.
Die bittere Ironie ist also, dass
das Versagen, das Problem der Arbeitslosigkeit anzupacken, gleichzeitig die
Opferung der Zukunft bedeutet. So sagen die Forscher von der Fed in der oben
zitierten Analyse. Und Krugman bedauert es, zu sagen, dass er ihnen glaubt.
Die Langzeitarbeitslosigkeit ist
heute in den USA viermal so hoch wie vor der Rezession, Graph: FRED Fed St. Louis
Der Forschungsarbeit nach hat der
scheinbar endlose Abschwung via mehrere Kanäle langfristige Schäden angerichtet,
sodas die Langzeitarbeitslose am Schluss wahrscheinlich als nicht-beschäftigungsfähig
angesehen werden. Unternehmensinvestitionen hinken wegen der schwachen
Verkaufszahlen. Neu Unternehmen werden nicht gegründet. Und bestehende
Unternehmen knausern mit Forschung und Entwicklung.
Die Autoren deuten ferner darauf
hin, dass die wirtschaftliche Schwäche Amerikas wirtschaftliches Potenzial bereits
verringert hat, um mehr als 1‘000 Mrd. USD für mehrere Jahre. Die Beweise sind
überwältigend, sodass daraus immense langfristige Schäden entstehen können,
wenn Arbeitslosigkeit nicht eine wichtige politische Prioriät geniesst.
Es ist eine bittere Ironie,
wiederholt Krugman, weil ein Hauptgrund ,warum in Sachen Arbeitslosigkeit so
wenig unternommen wurde, ist, dass die Defizit-Schimpfer sich in den Mantel der
langfristigen verantwortlichen Personen einhüllen und sich in der öffentlichen
Meinung als Schulden-Senker identifizieren lassen.
Lässt sich der Schaden irgendwie
umkehren? Die Fed-Forscher sind pessimistisch und Krugman befürchtet, dass sie wahrscheinlich
recht haben. Amerika dürfte Jahrzehnte damit verbringen, für die falschen Prioritäten
der vergangenen Jahre zu zahlen.
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